Ein halbes Jahrhundert Weltläden
„Erfunden haben ihn die Amerikaner. Importiert die Holländer. Aber perfektioniert die Schwaben. In Stuttgart eröffnete in der Blumenstraße vor 50 Jahren der erste Weltladen in Deutschland.“
Die Siebziger Jahre waren eine Zeit des Umbruchs: Studentenbewegung  und RAF in Deutschland, Hungersnot in Biafra, Vietnamkrieg, Unabhängigkeitsbestrebungen in Afrika, revolutionäre Unruhen in Nicaragua und anderswo.
Alte Wahrheiten gerieten ins Wanken: „Entwicklungshilfe“ durch große Konzerne wurde in Frage gestellt, in sogenannten „Entwicklungsländern“ entstand ein neues Selbstbewusstsein, einige katholische Priester unterstützten gar als Befreiungstheologen revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika und deutsche Studentinnen und Studenten machten sich auf nach Nicaragua zur Kaffeeernte.
Besonders die große Hungersnot in Biafra bewegte die Menschen, besonders, nachdem der „Stern“ einen groß aufgemachten Artikel mit bewegenden Fotos herausgebracht hatte. (Zur Erinnerung: es gab noch lange kein Internet und keine sozialen Medien.) Die Kirchen organisierten große Hilfsaktionen, aber viele wollten nicht bloß spenden und suchten den Kontakt mit dem Weltmarkt-Laden in Stuttgart.
Dieser war aus einer privaten Initiative des Backnanger Ehepaars Margret und Frieder Müller mit Kontakten zu Entwicklungshelfern entstanden. Sie wollten „eine Welt schaffen, die tragbar, sinnvoll und gerecht ist“. Nach einiger Zeit  „kamen die Müllers in Kontakt mit Annemarie Feldtkeller, Berthold Burkhardt und Traude Rebmann. Man fand die Räume an der Blumenstraße in der Innenstadt, gründete die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt und eröffnete 1973 den Weltmarkt-Laden.“
Dieser wurde alsbald zum Treffpunkt der politisierten jungen Leute. Dort wurden auch die Ideen entwickelt, wie der Handel gerecht, mit fairen Preisen und auf Augenhöhe mit den Produzentinnen und Produzenten werden könnte. So schob die Stuttgarter Gruppe die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Dritte-Welt-Läden  an und daraus entwickelte sich wiederum die GEPA, die auch unseren  Kundinnen und Kunden wohlbekannt ist.
Mittlerweile sind unter dem Weltladen-Dachverband zahlreiche Handelsgesellschaften dazu gekommen, die nach den Kriterien des Dachverbands arbeiten, die für alle  Akteure im Fairen Handel – ProduzentInnen, Importeure, Weltläden und Fair-Handels-Gruppen – gelten:
Sozial- und Umweltverträglichkeit, Transparenz,  Demokratische Organisationsform, Not-for-Profit-Ausrichtung,  Informations- und Bildungsarbeit und Kontinuität
Oder: „Wenn ihr uns gerechte Preise zahlt, könnt ihr eure Almosen behalten.“  brachte es Dom Hélder Câmara, brasilianischer Erzbischof und Befreiungstheologe auf den Punkt.
Seit 1998 ist die Anerkennung der Konvention Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Weltladen-Dachverband. Der Weltladen Flein-Talheim war 14 Jahre als Aktionsgruppe der GEPA tätig und ist seit 2005 ein gemeinnütziger Verein und Mitglied im Weltladendachverband
Wir als Weltladenteam freuen uns über den Jubiläumskaffee, den es natürlich auch bei uns zu kaufen gibt und wünschen uns und allen Weltläden alles Gute und viel Erfolg für die nächsten 50 Jahre.
(Zitate: Stuttgarter Zeitung vom 01. 02. 2023)
Bruni Müllner

Über Bilder im Kopf und wie sie sich ändern

Zurzeit wird viel über „unser Bild“ von Afrika und den AfrikanerInnen  geschrieben und diskutiert,  über historischen Kolonialismus und aktuellen Rassismus, über Vorurteile und  Stereotypen, über „harmlose Pappfigürchen“ und sogenannte „Sprechverbote“.
Als schon älterer Mensch spuken viele Bilder in meinem Kopf herum: Fotos von Albert Schweitzer in Lambarene. Bilder von hungernden Kindern. Bilder von wilden Tieren und „Serengeti darf nicht sterben“. Berichte über Entwicklungshilfe und  verschwundene Gelder und Korruption.  Nachrichten von „Befreiungsbewegungen“, Bürgerkriegen und undurchschaubaren Kämpfen.
Inzwischen sind andere „Bilder“ dazugekommen:
Dass es viele Projekte des fairen Miteinander gibt, aber auch unzählige Beispiele für Ausbeutung und Umweltzerstörung.
Dass die koloniale Ausbeutung noch immer existiert, auch wenn sie anders genannt wird.
Dass es viele afrikanische Initiativen gibt, um der Zerstörung der natürlichen Ressourcen durch den Klimawandel entgegenzuwirken.
Dass Afrika wie der ganze globale Süden (oft im wahrsten Sinne des Wortes) ausbaden muss, was der globale Norden – also wir – durch Industrialisierung und ungebremstes Wachstum angerichtet hat und noch immer anrichtet.
Anfang des Jahres haben drei MitarbeiterInnen an einer Reise in den  Senegal teilgenommen und  viele Eindrücke mitgebracht.  Im Rahmen der Mitgliederversammlung  des Vereins Weltladen Flein- Talheim e.V. am Montag, dem 24. April, 19 Uhr im evang. Gemeindehaus, Kellergasse 25, werden sie den Mitgliedern und allen Interessierten davon berichten.
Hören wir ihnen und auch den Menschen vor Ort zu, denn nicht alles, was wir unter „Fortschritt“ verstehen, ist es für Menschen in anderen Regionen und Kulturen auch.
Lassen wir schon mal den senegalischen Aktivisten und Landwirt Ass Malik zu Wort kommen:
„Wir sind von der Sklaverei zum Neokolonialismus übergegangen. Der Senegal wird sich nicht mit Öl und Gas entwickeln können. Ich denke an die Zukunft meiner Kinder und deren Kinder. Wenn man Landwirtschaft betreibt, kann man auch ohne Geld in einer Krise überleben, weil man etwas zu essen hat.“
Und sein Traum für den Senegal?
„Ich stelle mir mein Land ohne die Ausbeutung von Gas, Öl und Zirkon vor. Die Fischerei und die Landwirtschaft sind als Wirtschaftsmotor meiner Region wieder sehr stark. Die Energieinfrastruktur für Solar- und Windenergie wurde durch unsere Bemühungen aufgebaut und wird von der lokalen Bevölkerung verwaltet.“
Interview unter: https://www.duh.de/aktuell/nachrichten/aktuelle-meldung/warum-im-senegal-
Bruni Müllner

Krieg – und kein Ende in Sicht?

Vor mehr als einem Jahr hat das große Russland seinen kleinen Nachbarn Ukraine überfallen. Warum?
Weil die UkrainerInnen und Ukrainer ihren alten Herrscher von Russlands Gnaden nicht mehr wollten?
Weil sie sich für Demokratie entschieden haben?
Und bei demokratischen Wahlen den Falschen wählten?
Weil sie „nach Europa“ drängen?
Seit mehr als einem Jahr herrscht Krieg in Europa. Warum?
Warum durfte das ukrainische Volk seine Staatsform nicht selbst wählen?
Warum sollen Ukrainerinnen und Ukrainer nicht so leben, wie sie möchten?
Warum wird ihr Land zur Strafe in Schutt und Asche gebombt?
Warum durfte in Russland der Krieg angesichts vieler toter Soldaten und Zivilisten nicht „Krieg“ genannt werden?
Warum wurden in russischen Städten protestierende Menschen verhaftet, selbst alte Frauen, die aus Protest ein leeres Blatt Papier  hochhielten?
Warum haben tausende junge russische Männer Hals über Kopf ihr Land verlassen?
Warum segnen (angeblich) christliche Priester Waffen, die unschuldige Menschen töten?
Warum werden Bomben über Schulen, Krankenhäusern, Bahnhöfen, Wohnvierteln abgeworfen?
Warum haben so viele Menschen Angst, ihr Land  könnte das nächste sein, das vom großen Russland überfallen wird?
Warum hat der Krieg weltweit so schreckliche „Nebenwirkungen“ wie Getreidemangel und Hunger in Afrika?
Warum glauben so viele Menschen bei uns der russischen Propaganda?
Warum gibt es in unserem Land viele, die Verständnis für „die Russen“ haben?
Warum nehmen viele Herrn Putin in Schutz?
Warum demonstrieren FriedensfreundInnen nicht vor der russischen Botschaft?
Aber auch:
Warum gibt es bei uns plötzlich so viele WaffenexpertInnen?
„Cäsar eroberte Gallien. Hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei?“ fragte sich  Bert Brecht
Warum also reden alle über Putin? Seine Befindlichkeit, seine Motive, seine Gründe?
Warum ist der Krieg „Putins Krieg“?
Warum gibt es von Herrn Putin nur noch Fotos mit versteinerter Miene?
Warum stehen im Hintergrund immer nur alte Männer in martialischen Uniformen?
„Warum irritiert niemanden die Verherrlichung von gesetzlich verbotenen privaten Militäreinheiten?
Und warum können diejenigen, die offen um die ukrainischen Kinder trauern, die während des Beschusses ums Leben kamen, einfach für mehrere Tage festgenommen werden?“ (ein russischer Korrespondent in der taz vom 24. 09. 2022)
Warum?
Bruni Müllner

Aus dem Regenwald am Amazonas in den Fleiner Weltladen

Der (noch) riesige  tropische Regenwald im Amazonasgebiet ist von unschätzbarem Wert für den weltweiten Klimaschutz, und die unglaublich große Artenvielfalt gilt – unter anderem – als Apotheke für uns Menschen. Die  fortschreitende Ausbeutung und Zerstörung dieses grandiosen Lebensraums beschleunigt nicht nur den weltweiten Klimawandel,  sondern bedroht auch unzählige Tier- und Pflanzenarten sowie viele indigene Gemeinschaften mit ihrem kostbaren Wissen über die Schätze der Natur.
Das Regenwaldinstitut – mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?
Bereits im September 1998 wurde von neun Wissenschaftlern aus den Bereichen Agrartechnologie, Biologie, Informatik und Medizin das Regenwald-Institut, Institut für angewandten Regenwaldschutz e.V. gegründet. Der Sitz des Instituts ist Freiburg im Breisgau, das Regenwald-Institut ist als gemeinnützig anerkannt.
„Aufgaben des Vereins sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie von Projekten mit dem Ziel eines nachhaltigen und ganzheitlichen Schutzes der Regenwälder. Die Interessen der indigenen oder sonstiger Bevölkerungsgruppen, die im Regenwald siedeln, werden gewahrt und soweit diese dem Schutz ihres Lebensraums dienen, gefördert.“ (Quelle: homepage Regenwaldinstitut)
Um den Stand der Forschung weiterzuentwickeln, werden alle Projekte wissenschaftlich begleitet, die Ergebnisse ausgewertet und publiziert.
Ein Projekt von vielen ist der Kauf eines unberührten, mehrere qkm großen Regenwaldgrundstückes, das  zusammen mit der nahegelegenen Dorfgemeinschaft nachhaltig genutzt wird. Die Bewohner sammeln Früchte, Samen, Harze, Pflanzenfasern etc.,  verarbeiten sie vor Ort zu hochwertigen Produkten und haben so langfristig ein verlässliches Einkommen.
Der Regenwaldladen als „Ableger“
„Der Regenwaldladen ist ein Projekt des Instituts und integrativer Bestandteil unserer Philosophie. Er ist der Link zum wirtschaftlichen Erfolg der Projekte, ohne den die Projekte nicht lebensfähig sind …Da er wirtschaftliche Ziele verfolgt, ist der Regenwaldladen als eigenständige Firma ausgegliedert, um die Gemeinnützigkeit des Instituts nicht zu gefährden.“(Quelle: homepage Regenwaldladen)
Der Regenwaldladen fungiert als Fair-Handels-Importorganisation für nachhaltige  Regenwaldprodukte. „Durch die komplette Produktion vor Ort erfolgt dort die Wertschöpfung und der Aufbau neuer Sozial- und Wirtschaftsstrukturen, die dringend nötig sind, um die Wälder am Amazonas zu erhalten. Die lokale Verarbeitung sichert das Überleben der Bewohner im Wald, und es entstehen weitere Arbeitsplätze im urbanen Bereich.“  (dito)
Den Weg in die Weltläden finden Produkte im Bereich der Kosmetik und Körperpflege, die die Vielfalt und das Wissen um die natürlichen  Kräfte der Bäume und Pflanzen nutzen, aber auch Kunsthandwerk, Lebensmittel wie Kakao, Chili und Trockenfrüchte und vieles mehr.
„Endstation“ Weltladen Flein
Im Fleiner Weltladen gibt es vor allem Produkte der Körperpflege wie Seifen und Hautöle, die „nebenbei“ oft auch heilende und stärkende Eigenschaften haben. So nutzt die indigene Bevölkerung „unser“ Andirobaöl unter anderem auch als Mückenschutz und gegen muskuläre Verspannungen. Die Seifen aus der Sementes-Reihe verwöhnen, und die Natur-Haarseife mit wertvollen Ölen hat auch bei der Stiftung Warentest überzeugt.
Bruni Müllner

Große Freude unter den Kindern im Waisenhaus
Bonsoir maman merci beaucoup pour le message j'espère que vous allez bien. Et que la fête s'est bien passé....ici pour le moment tout s'est bien passé grâce à vous on a pu avoir le nécessaire pour Noël des enfants ils sont très heureux et chacun discuter pour avoir un peu.
Guten Abend Mama,
vielen Dank für die Nachricht. Ich hoffe, dass es euch gut geht. Und dass das Fest gut verlaufen ist....Hier ist im Moment alles gut verlaufen, dank euch konnten wir das Nötigste für Weihnachten bekommen. Die Kinder sind sehr glücklich und alle haben erzählt, dass sie etwas geschenkt bekamen.
Weihnachts- und Neujahrwünsche aus Kamerun
Zu Weihnachten senden Ihnen die Benediktinerinnen von Babété Wünsche der Liebe, des Friedens und der Solidarität.
Möge Ihnen das Jahr 2023 Vergnügen, Freude und Erfüllung bringen und unvergesslich werden.
Möge Sie das Jesuskind mit Gnade erfüllen.
An die Freunde und Wohltäter des Klosters vereint in der Anbetung Gottes allerheiligster Dreifaltigkeit
Fröhliche Weihnachten und ein glückliches 2023

Der Fleiner Weltladen „macht Schule“
Angeregt von der Ausstellung zum Thema „Faire Schokolade“ im Fleiner Rathaus erhielt der Weltladen an zwei Montagen im November Besuch von Schülerinnen und Schülern der Luise-Bronner-Realschule Heilbronn. Ihre Lehrerin Katja Berroth (sie lebt mit ihrer Familie in Flein) hatte ihre Klassen 9 und 10 im Unterricht gut vorbereitet: die Schülerinnen und Schüler haben Fragen zum Fairen Handel gesammelt und ihre Fragen vorab im Weltladen abgeliefert.
Vieles wollten sie wissen, und Dagmar Hauth hatte einerseits viel zur Geschichte und weltweiten Organisation von „fair trade“ zu berichten und andererseits viel von der alltäglichen Arbeit vor Ort im Fleiner Weltladen zu erzählen.
Manches Mal durften die jungen Leute raten:
Wie viele Weltläden gibt es in Deutschland? (900 Weltläden)
In Europa? (ca. 2.500 Weltläden)

Gibt es auf der ganzen Welt Weltläden?
Nein, aber es gibt die  World Fair Trade Organization (WFTO). Ein internationaler Dachverband für Fair-Handels-Organisationen in rund 80 Ländern aller Kontinente.
Wann und wo wurde der erste Weltladen gegründet?
Das war 1969 in den Niederlanden. Die Idee des fairen Handels in Deutschland war vor allem bei jungen Menschen ein wichtiges Thema: Wohlstand zu Lasten der Armen dieser Welt, ausbeuterische Kinderarbeit, Raubbau an der Natur... 1975 wurde in Deutschland die GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH) gegründet. Die Gesellschafter sind bis heute kirchliche Entwicklungs- und Jugendorganisationen:
Misereor, AG der Evang. Jugend in Deutschland (aej), Bund der Deutschen Kath. Jugend (BDKJ),
Brot für die Welt und Sternsinger Kindermission. Die GEPA (The Fair Trade Company) ist heute der größte Fairhandelsimporteur in Europa.
Und seit wann gibt es den Fleiner Weltladen?
Seit 1991 ist der faire Handel auch in Flein Thema. Aus dem ökumenischen Arbeitskreis 3. Welt entstand 2005 der Weltladen; das heißt, es wurde ein Verein gegründet, und dieser Verein ist der Träger des Weltladens. Verein und Laden sind im Laufe der Jahre gewachsen und sind immer professioneller geworden, wobei alle MitarbeiterInnen nach wie vor ehrenamtlich arbeiten.
Wie kommen  die Preise der Produkte zustande?
Wir orientieren uns an der jeweiligen Empfehlung unserer Handelspartner wie GEPA, Contigo oder Weltpartner, um nur einige zu nennen. Diese Handelspartner arbeiten nach den Regeln des fairen Handels, das heißt, dass die ProduzentInnen verlässlich faire Preise bekommen, von denen die Familien leben können. Kaffeebauern zum Beispiel, die sich in der Regel zu Kooperativen zusammengeschlossen haben, bekommen feste Preise unabhängig von Börsenschwankungen, so dass sie auf lange Sicht Planungssicherheit haben. Sehr wichtig ist uns die Transparenz der Lieferkette vom Erzeuger/ der Erzeugerin bis hin zum Endverbraucher/ der Endverbraucherin. Das garantiert der Faire Handel.
Kaufen viele in Läden wie diesem ein?
Die Statistik sagt: Deutsche gaben 2021 pro Kopf 23 Euro für fair gehandelte Waren aus,  Schweizer im gleichen Zeitraum 100 Franken. Da ist also noch Luft nach oben.
An welche Organisation wird das Geld gespendet? Wie wird das Geld aufgeteilt?
Verein und Laden bekommen keine Zuschüsse oder öffentliche Gelder. Das Ladengeschäft muss sich selber tragen, d. h. wir müssen so wirtschaften, dass wir in der Lage sind, die laufenden Kosten wie Miete, Energiekosten, Versicherungen und vor allem die Einkäufe der Ware zu stemmen. Auch Anschaffungen und Reparaturen müssen finanziert werden. Grundsätzlich sind wir (und alle Weltläden) angetreten, um mit dem Verkauf der Waren unserer Erzeuger durch faire Löhne, garantiertem Mindestpreis, Zuschlägen zum Bioanbau und Zuschlägen für Sozialeinrichtungen eine nachhaltige Zukunft, sprich ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen. Wichtig ist uns allen die Begegnung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt.
Zudem spenden wir vom ideellen Teil des Vereins die Mitgliedsbeiträge und verdoppeln Erlöse aus verschiedenen Aktionen, die über den Ladenbetrieb durchgeführt werden.  In der Regel verteilen wir die Gelder an unsere Direktprojekte:  z.B. das Kloster in Babété mit seinem Waisenhaus St. Benoît in Kamerun. Cristo Vive- Chile, Creative Help for Paraguay e.V.  Weitere Infos dazu finden Sie auf unserer Homepage: www.weltladen-flein-talheim.de
Es gab noch viele Fragen, viele Antworten und viel zum Umschauen.
Nur bei einer Frage musste selbst Frau Hauth passen:
Welches Produkt lässt sich am wenigsten verkaufen?
Da gab es keine Antwort außer „der Kunde – das unbekannte Wesen“.
Bruni Müllner

Weihnachten im Schuhkarton
"Weihnachten im Schuhkarton" ist die weltweit größte Geschenkaktion für bedürftige Kinder.
„Bei der Geschenkaktion der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse, kann jeder mitmachen und einem bedürftigen Kind damit Wertschätzung und Freude entgegen bringen - ganz nach dem Motto Liebe lässt sich einpacken.“ (Selbstdarstellung der amerikanischen „guten Samariter“)
Auch dieses Jahr haben sich viele Fleiner daran beteiligt. Über 100 Pakete für arme Kinder wurden gepackt und im Weltladen abgegeben. Die Päckchen aus dem deutschsprachigen Raum gehen in der kommenden Saison wieder an Kinder in Osteuropa, mit dabei ist auch die Ukraine.
Die MitarbeiterInnen im Weltladen freuen sich, dass sich so viele Familien an der Aktion beteiligt haben, obwohl in diesem Jahr der vielen Krisen bei vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sparen angesagt ist.
Und sie freuen sich vor allem auch, dass viele noch im Weltladen einkaufen, obwohl fast alles woanders wesentlich billiger ist. Aber „Fair Trade“ bedeutet eben auch, dass die Produzentinnen und Produzenten unserer Waren nicht ausgebeutet, sondern angemessen bezahlt werden, dass sie gut von ihrer Arbeit leben und Rücklagen für die Zukunft bilden können. Ihre Kinder gehen zur Schule und „sollen es einmal besser haben“. Und zum fairen Handel gehört auch, dass die Natur, unser aller Lebensgrundlage, nachhaltig und schonend behandelt wird. So tragen viele Menschen, die übers Jahr die Weltläden durch ihre Einkäufe unterstützen, nachhaltig zur Verbesserung des Lebensstandards vieler bei.
Bruni Müllner

Afrika und COVID 19
„Unkontrollierbare Infektionsketten, Millionen Tote und ein Zusammenbruch der Gesundheitssysteme“, so die anfänglichen Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika. Anfangs hatte es jedoch durchaus den Anschein, dass Afrika weniger schlimm getroffen würde als andere Kontinente.
Die Regionaldirektorin für Afrika bei der WHO, Dr. h.c. Matshidiso Moeti führte das zurück auf eine „Vielzahl von sozio-ökologischen Faktoren sowie auf frühe und starke Maßnahmen der Regierungen: Ein sehr junges Durchschnittsalter, viel Aktivität an der frischen Luft, sowie die Bevölkerungsverteilung und eingeschränkte Mobilität in vielen ländlichen Gebieten. Außerdem hätten afrikanische Staaten „Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, Ausgangssperren und Schulschließungen im Vergleich zu anderen Kontinenten früh umgesetzt oft, bevor ein Land einen Fall entdeckt, hatte“.
Doch diese Erzählung bröckelt. »Afrika hat gerade die bitterste Woche seit Beginn der Pandemie erlebt. Aber das schlimmste kommt noch«, so fasste die WHO-Regionaldirektorin Matshidiso Moeti ernüchtert die Lage zusammen.
So wurde Mitte Juni Uganda von einer neuen „Coronawelle“ der hoch ansteckenden Delta-Variante überrollt. Sauerstoff wurde zur Mangelware, die Krankenhäuser waren am Limit und darüber hinaus, Patienten mussten zu Hause versorgt werden.
»Ich gehe davon aus, dass die Situation in anderen Ländern ähnlich ist. Es ist klar, dass es eine Übersterblichkeit quer durch den afrikanischen Kontinent gibt. Aber sie wird in der Regel nicht erfasst«, sagt Githinji Gitahi, Mitglied der Covid19-Kommission der Afrikanischen Union. Und: »Afrika wurde nicht verschont – Afrika wartet nur«.
Und wo bleibt der Impfstoff?
Seit Ende des Jahres 2020 wird in vielen Ländern gegen das Coronavirus geimpft. Weltweit wurden bisher etwa 2,7 Milliarden Impfdosen verabreicht - davon nur etwa 1,5 % auf dem afrikanischen Kontinent.(Quelle: WHO). Es muss also noch sehr viel mehr getan werden, um die Pandemie tatsächlich und weltweit in den Griff zu bekommen: Ausbau der Produktionskapazitäten für Impfstoffe und/oder freiwillige Lizenzierung von Eigentumsrechten und Technologietransfer … .
Quellen:
Weltgesundheitsorganisation WHO, Welthungerhilfe, Welternährungsorganisation WFP, Unicef, afrika.info
Bruni Müllner



Hilfe! Wir sollen verzichten!
Wirtschaftskrise, Inflation, Rezession, unser Wohlstand ist gefährdet! Wir Bürger sollen uns auf harte Zeiten einstellen. Politiker und Politikerinnen warnen schon mal, dass wir  (eventuell) nicht mehr alles jederzeit uneingeschränkt zur Verfügung haben werden. In (fast) allen Medien: Panikmache, Ängste schüren und düstere Prophezeiungen für die nahe Zukunft.
Worum geht es wirklich?
Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und nicht zuletzt der Klimawandel erfordern eine Umstellung unseres bisherigen Wohllebens. Lange schon ist klar, dass die „Grenzen des Wachstums“ überschritten sind, dass unser westlicher Lebensstil auf Kosten der armen Länder im Globalen Süden geht. Und dass wir alle letztendlich unser eigenes Grab schaufeln, wenn wir nicht umsteuern.
Fleischkonsum einschränken, Essensreste verwerten, Müll vermeiden, Heizung runter drehen, kürzer (und weniger) duschen, das Auto (öfter mal) stehen lassen, Dinge reparieren statt neu kaufen… Mal ehrlich, wir Älteren kennen das alles von früher und, was mich angeht, habe ich das alles nie als Einschränkung wahrgenommen.
Wozu also das mediale Getöse? Schauen wir über den Tellerrand:
„Schätzungsweise 490 Millionen Menschen in Afrika leben von weniger als 2 Euro am Tag. Durch den Hunger ausgezehrte Menschen sind kaum noch in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“ (Quelle: unicef)
In der Tat droht in Ostafrika, vor allem in Äthiopien, Südsudan und Nigeria eine katastrophale Hungersnot mit vielen Opfern.  Andauernde Dürre und Wasserarmut (Klimawandel), ausbleibende Weizenlieferungen (Krieg in der Ukraine) und bewaffnete Konflikte haben die schon länger andauernde Hungerkrise in der Region verschärft. „Die Lage ist extrem angespannt: In diesen Ländern droht eine offizielle Hungersnot.“ (Quelle: unicef)
Das heißt, es werden viele Menschen kläglich verrecken. (wie das aussieht, beschreibt Ilija Trojanow drastisch in der taz vom 22. 06. 2022) Diese Woche berichtet Ärzte ohne Grenzen aus Somalia: „Einige Menschen erzählen uns, dass sie die unmögliche Entscheidung treffen mussten, eines ihrer Kinder sterben zu lassen, um die anderen zu retten.“ (taz.de 19. 06. 2022)
Fazit: „Wegen Inflation und Energiepreiserhöhungen sind wir nicht in der Krise. In der Krise sind Menschen, die verhungern. Warum interessiert das niemanden?“
(Ilija Trojanow in der taz 22. 06. 2022)
Bruni Müllner

Krieg in der Ukraine, Ärzte ohne Grenzen und der Weltladen Flein
Auch wir vom  Weltladenteam waren und sind entsetzt über den Krieg in der Ukraine. Um ein Zeichen der Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu setzen, haben wir die Spendenaktion „Ein Licht für die Ukraine“ ersonnen und angeschoben: für jedes verkaufte Exemplar unserer beliebten Sonnengläser aus Südafrika spenden wir 5 Euro an die internationale Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ und verdoppeln zudem den erreichten Spendenbetrag.
Viele unserer Kundinnen und Kunden kennen die Sonnengläser bereits. Das Prinzip dieser Solarlampen ist genial einfach: Sie speichern während des Tages Energie, die sie nachts in Form von Licht wieder abgeben. Sie sind ein echtes Fair-Trade-Produkt aus Südafrika: Ihre Herstellung hat bereits über 65 Vollzeit-Arbeitsplätze für zuvor arbeitslose Männer und Frauen aus Alexandra und Soweto geschaffen.
Warum „Ärzte ohne Grenzen“?
1971 gegründet als medecins sans frontieres“ ist die Organisation weltweit im Einsatz, überall „wo es brennt“ und medizinische Nothilfe und Unterstützung des medizinischen Personals benötigt wird. Mittlerweile sind „Ärzte ohne Grenzen“ als internationale Hilfsorganisation hervorragend organisiert und erprobt in vielen Kriegseinsätzen auf der ganzen Welt.
„Die Sicherheit und die Würde der Menschen muss geachtet werden. Wir haben an den Fronten so vieler Kriegsgebiete gearbeitet und dort unermessliches Leid gesehen. Wir haben gesehen, welche Folgen es hat, wenn Menschen zwischen den Fronten gefangen sind. Deshalb lautet unser Appell: Verschont die Zivilbevölkerung!“
Laurent Ligozat, Notfallkoordinator
Nun gibt es täglich Nachrichten und erschütternde Bilder aus den umkämpften Gebieten der Ukraine, und es ist offensichtlich, dass die russische Armee rigoros und äußerst grausam gegen die Zivilbevölkerung vorgeht und auch vor Krankenhäusern nicht halt macht.
Für „Ärzte ohne Grenzen“ sind bereits ca 300 Mitarbeiter*innen in der Ukraine im Einsatz.
Sie organisieren Krankentransporte und Evakuierungen von Schwerverletzten und tragen zur    medizinischen Grundversorgung bei, sie liefern medizinische Hilfsgüter für Chirurgie, Notaufnahmen und Intensivstationen und stellen lebenswichtige Hilfsgüter bereit, sie gewährleisten die weitere Versorgung von chronisch erkrankten Menschen, bieten psychologische Erste Hilfe an und vernetzen die Menschen mit Gesundheits- und Sozialdiensten vor Ort.
Im Internet beschreibt die Organisation ihre Arbeit in der Ukraine sehr konkret:
• Wir liefern medizinische und humanitäre Hilfsgüter: Seit Kriegsbeginn haben wir mehr als 225 Tonnen davon in die Ukraine gebracht.
• Wir schulen und beraten ukrainische Krankenhäuser im Umgang mit Kriegsverletzungen und bei Notfällen, in denen gleichzeitig eine große Zahl an Patient*innen eingeliefert wird.
• Wir versorgen Menschen in unseren mobilen Kliniken, zum Beispiel in Charkiw.
• Mit einem für medizinische Zwecke umgebauten Zug evakuieren wir Patient*innen aus Brennpunkten, wie Saporischschja und Kramatorsk.
• Wir beobachten, dass der Bedarf an psychologischer Betreuung überall wächst: Angstzustände, Panikattacken und Schlafstörungen sind häufige Symptome bei den Menschen.
• Wir helfen in den Grenzregionen in Polen, Ungarn, der Slowakei, der Republik Moldau und in Russland bei der Versorgung von Geflüchteten. Auch in Belarus sind wir bereit, Unterstützung zu leisten, sollte der Bedarf entstehen.
Wir vom Weltladenteam glauben, dass unsere Spende bei dieser engagierten und professionell arbeitenden Organisation bestens „aufgehoben“ ist.
Bruni Müllner

Auftaktveranstaltung  der Kunstaktion Kiosk für Raumversuche und temporäres Sitzen am 9. April 22
Unsere Mitarbeiterin Bruni Müllner (rechts im Bild) und unsere Schulpraktikantin Julia Rech (links im Bild) gestalteten drei kreative Themenstühle anlässlich dieser Kunstaktion.
Bruni Müllner befasste sich mit dem Thema: Krieg und Frieden
Mit Zeitungsschnipseln zum aktuellen Krieg in der Ukraine kaschierte sie den Rahmen.  Auf der Rückenlehne erstellte sie eine Collage über die Grausamkeit des Krieges, wann und wo auch immer er stattfindet, mit Ausschnitten aus berühmten historischen Kriegsbildern (Dürer, Brueghel, Goya).  Auf der Rückenlehne hinten gibt es eine Gedichtstrophe "unersättlich ist des Kaisers Hunger nach der Macht der Welt..."; der Dichter Tu Fu lebte im 8. Jh! Der Kriegsstuhl ist lädiert, beschädigt und lädt nicht zum Sitzen ein.
Ihr Friedensstuhl bezieht sich, was die Farben angeht und überhaupt, natürlich auf die Ukraine.
Die Lehne vorne ziert der Song von John Lennon: Imagine ... und hinten: "Frieden" in vielen Sprachen, und ganz oft auf russisch und ukrainisch. Auch findet man auf diesem Stuhl allseits bekannte Friedenssymbole: Taube und Peace-Zeichen und der Rahmen ist kaschiert mit "schönen, heiteren Schnipseln": Leute, Blumen, Frühling...
Julia Rech, die eine Woche bei uns ein Schulpraktikum absolvierte gestaltete einen Stuhl, der die Vermüllung der Weltmeere anprangert. Der blaue Stuhl sieht auf den ersten Blick freundlich und harmlos aus. Beim näheren Hinsehen entdeckt der Betrachter, die Betrachterin Fische, eingesperrt in Plastikflaschen, Fischernetz und Meeresgrund übersäht mit Plastik. In einer Plastikflasche hat  unsere junge Künstlerin den Istzustand der Meere beschrieben, aber auch Alternativen zur Müllvermeidung  aufgezeigt.  Übrigens: Die Uhr tickt!
Ja, die Stühle laden nicht unbedingt zum Sitzen ein, dennoch zum gemeinsamen Nachdenken und Handeln.
Herzlichen Dank an unsere beiden „Künstlerinnen“ für ihre kreativen Ideen.
D.H.

Fair Trade – wer braucht denn so was?
Seit den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts (ja, schon sooo lange) gibt es die Initiativen für einen fairen Welthandel, aus denen die vielen Weltläden entstanden sind. Fairtrade-Produkte gibt es mittlerweile in jedem großen Supermarkt und viele Städte und Gemeinden – wie auch Flein – dürfen sich, abgesegnet vom Dachverband „Fairtrade Deutschland“, Fairtrade-Gemeinde nennen.
Wofür steht der Faire Handel?
„Fairer Handel“ bedeutet, dass sich Handelsstrukturen und -praktiken an Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und nachhaltiger Entwicklung orientieren, so dass alle Beteiligten durch ihre Arbeit einen angemessenen und würdigen Lebensunterhalt aufrechterhalten und ihr Potenzial voll entfalten können.
Das heißt konkret:
• Existenzsichernde Einkommen und Löhne für Produzenten und Produzentinnen
• Faire, nicht krank machende Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten
• Faires Miteinander aller Akteure entlang der Lieferketten
• Schonender Umgang mit unseren begrenzten natürlichen Ressourcen
Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht der Profit.
Wie klingt das in den Ohren unserer hiesigen, vielfach unter Existenzsorgen leidenden Bauern?
Brauchen wir Fair Trade für deutsche (und französische, polnische, spanische….) Bauern?
Überhaupt Fair Trade (auch) im Globalen Norden?
Dumm nur: mit den obigen Kriterien kann niemand so richtig reich werden.
So führen fair produzierte Waren wie Kaffee und Schokolade – leider – ein Nischendasein, auch wenn sie in jedem Supermarkt angeboten werden.  Denn in jeder der großen Annoncen der großen Lebensmittelkonzerne gibt es nur ein wichtigstes Kriterium: billig billig billig. „Nur 5 Konzerne dominieren ca 90% des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Diese Macht nutzen sie, um ihren Lieferanten die Preise zu diktieren – sei es den Milchbäuer*innen in Deutschland oder den Bananenproduzent*innen in Ecuador.“ (Quelle: Dachverband Weltladen)
Ist „Fair Trade“ also eine allzu naive Vision?
Viele engagierte Menschen und Organisationen arbeiten zumindest daran, dass es nicht so bleibt.
Vorerst aber gilt – leider – immer noch der alte Reim von Bert Brecht:
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
“Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
Bruni Müllner

Mit 1.000 Glückwünschen ins Neue Jahr
Von Glückspilzen, Glücksklee und anderen Glücksversprechungen
Als ich im Internet den Begriff „Glück“ eingebe, steht ganz oben das Angebot „Glücksfinder“: „Tipps, Infos und praktische Übungen, die dir bei der Suche nach dem Glück helfen können.“ Da gibt es vieles, was mich angeblich glücklich macht: Mental Health (?), Digital Detox (?) und vieles mehr wie Laufcoach, Ernährung, Gesundheitskurse...
Zurzeit ist in (fast) allen Ausblicken aufs neue Jahr vom BIP die Rede. Das Bruttoinlandsprodukt als Gradmesser für unser Wohlergehen? Wenn es  „der Wirtschaft“ gut gehe, so heißt es, gehe es uns allen gut. Konsum macht glücklich, sagt  uns die Werbung: ein neues Auto, tolle Klamotten, schicke Schuhe...
Warum gibt es dann hier bei uns so viele unzufriedene, unglückliche Menschen? So viele missmutige Gesichter und lautstarkes Geschimpfe über „die da oben“, die Umstände, „die anderen“ und überhaupt.
Und warum strahlen Menschen in sogenannten armen Ländern so oft Lebensfreude und Zufriedenheit aus?
Macht Geld allein doch nicht glücklich?
Forschungsprojekte zeigen auf, dass die Zunahme des BIP nur bis zu einer bestimmten Höhe zu mehr Lebenszufriedenheit beiträgt, zumal damit zwar der Reichtum eines Landes gemessen wird, nicht aber dessen Verteilung. Und dass die Zufriedenheit, „das Glück“ ab einem gar nicht mal so hohen Einkommen gar nicht mehr zunimmt.
Anfang der 2000er-Jahre führte das kleine Land Bhutan im Himalaya das „Bruttonationalglück“ ein. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass  eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft nur im Zusammenspiel von materiellen, kulturellen und spirituellen Schritten geschehen kann, die einander ergänzen und bestärken:
• gerechte Wirtschaftsentwicklung
• Bewahrung und Förderung kultureller Werte
• Schutz der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung für den Planeten Erde
• Gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen
Das passt zu den Kriterien, die der faire Handel seit langem verfolgt, und zeigt, dass Handel auch ohne Ausbeutung von Mensch und Natur, mit gegenseitigem Respekt und Begegnung auf Augenhöhe funktioniert.
Es bedeutet keineswegs „arm, aber glücklich“, denn ein paar grundlegende Dinge braucht der Mensch: Sicherheit, ein Heim, genügend zu essen und zu trinken, liebevolle Menschen um sich.
War vielleicht der legendäre „Hans im Glück“ gar nicht so blöd, wie wir immer denken? Alles, was er auf der Heimreise erworben hat, ist ihm schnell  zur Last geworden, und letztendlich ist er mit leeren Händen, aber frei und glücklich zu Hause angekommen. Entscheidend: er hatte ein Zuhause und einen Menschen, der ihn liebevoll erwartet hatte.

Eine Pandemie ist eine Pandemie ist eine…
The same procedure? The same procedure!
Es ist Herbst, und wir sind mittendrin in der 4. Coronawelle. In Deutschland gibt es genügend Impfstoff für alle, aber zu wenig Impfwillige. Im globalen Süden dagegen warten noch immer viele Millionen Menschen auf den rettenden Impfstoff.
Verkehrte Welt?
Die reichen Industrieländer haben großzügige Hilfen versprochen, aber wirklich angekommen ist beschämend wenig. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Sommer beim G20-Gipfel (dem Treffen der 20 wichtigsten Industrienationen) versprochen, 70 Millionen Dosen an die Impfstoffinitiative Covax der Weltgesundheitsorganisation WHO zu spenden, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach gar von 100 Millionen. Tatsächlich gespendet wurden lediglich 20 Millionen Dosen Impfstoff des Herstellers Astra Zeneca (den viele hierzulande eh nicht wollten).
Und Deutschland steht hier nicht alleine da. Alle reichen Industrienationen haben sich riesige Kontingente an Impfstoff gesichert, die armen Länder werden mit großen Versprechungen und kleinen Kontingenten abgespeist. Laut Statistik sind in Staaten mit hohem Einkommen 73% der Menschen mindestens einmal geimpft, in Staaten mit niedrigem Einkommen 5%.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der WHO, ist enttäuscht: „Wir hören immer neue Entschuldigungen dafür, warum Länder mit niedrigen Einkommen nur 0,4% des weltweit verfügbaren Impfstoffs erhalten haben. Wir rufen weiterhin alle Hersteller von WHO-geprüften Impfstoffen auf, vorrangig Covax zu beliefern und nicht den Profit der Aktionäre in den Mittelpunkt zu stellen.“
Und Elisabeth Massute, politische Referentin bei „Ärzte ohne Grenzen“ fordert ein Ende der Abhängigkeit armer Länder von den wenigen Impfstoffherstellern weltweit, die weitgehend ihre eigenen Interessen (und die ihrer Aktionäre?) verfolgen. „Diese Abhängigkeit können wir nur mit mehr Produktionsstandorten auch in ärmeren Ländern verringern“.
Ein Lichtblick: Im Frühjahr stimmten die USA im Rahmen von Verhandlungen bei der Welthandelsorganisation überraschend einer Patentfreigabe für die Impfstoffe zu. Einige Länder haben daraufhin ihre Meinung geändert. „Aber vor allem die EU bleibt die letzte große Bremserin bei dem Vorhaben.“
Wirtschaftsinteressen dominieren weiterhin die Haltung der großen Konzerne, und die Politik schützt sie. Noch einmal Elisabeth Massute: „Man hängt hier einem veralteten System von Forschung und Entwicklung nach, statt angesichts einer nie dagewesenen globalen Bedrohung neue Wege zu gehen. Es macht aus medizinischer, wirtschaftlicher und moralischer Sicht keinen Sinn, den Impfstoff in dieser Situation so ungleich zu verteilen.“ Und: „Klar ist: Diese Pandemie wird nicht einfach weggehen und die Weltgemeinschaft muss damit umgehen.“
Zum Schluss noch eine aufrüttelnde Prognose des Analyse-Unternehmens Airfinity:
„Geben reichere Staaten ihre ungenutzten Dosen nicht an ärmere Länder, könnte es dort bis Juni 2022 fast eine Million zusätzlicher Coronatote gegeben haben, deren Leben hätte gerettet werden können.“
Übrigens: Deutschland hat im nächsten Jahr die G7-Präsidentschaft inne, und vielleicht gibt die neue Bundesregierung ja die bisherige Blockadehaltung auf?!
Quelle: taz vom 13./14. 11. 2021
Bruni Müllner
Die Faire Woche (2. Teil)
„Zukunft fair gestalten“ heißt das Motto der diesjährigen Fairen Woche (10. Bis 24. September).
Eine schwere Aufgabe, denn:
Weltweit müssen Millionen Menschen unter unwürdigen Bedingungen schuften – Fabrikarbeiter*innen arbeiten unter hohem Druck und ohne existenzsichernde Einkommen, 150 Millionen Kinder werden (unter anderem) auf Kakaoplantagen ausgebeutet und ihrer Kindheit beraubt, und Frauen werden überall auf der Welt auf dem Arbeitsmarkt gegenüber Männern benachteiligt.
Um das oben kurz Zusammengefasste vorstellbar zu machen, ergänzen wir den Kakao um Kaffee, um Orangen, Steinbrüche, die Spielzeug- und Bekleidungsindustrie (auch Sport- und Arbeitskleidung), Fußballproduktion, Goldminen, Bergbau usw. usw.
Besonders intensiv untersucht und dokumentiert ist der Kakao und was man daraus machen kann (Deutschland ist Schokoladenvertilger Nr. 1 in Europa). Das „Kakao-Barometer“ 2020 (cacaobarometer.org) stuft die sozialen und ökologischen Bedingungen als nach wie vor erschreckend ein. Rund eineinhalb Millionen Kinder (zum Teil aus Nachbarländern verschleppt), müssen allein in Ghana und in Côte d’Ivoire auf Plantagen schuften, Bäume fällen, Pestizide versprühen und die Kakaofrüchte mit scharfen Buschmessern ernten.
Das Kakao-Barometer sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den Preisen, den internationale Konzerne für Rohkakao zahlen und dem Ausmaß der Kinderarbeit. Die Studie spricht von „katastrophalen Missständen“ in der Kakaoproduktion, was Kinderrechtsorganisationen wie Human Rights Watch, Kindernothilfe, Plan International, UNICEF Deutschland und World Vision Ende 2020 veranlasste, ein „robustes Lieferkettengesetz“ zu fordern. Nun, das Gesetz haben wir seit kurzer Zeit. Ob es für die Ausgebeuteten was bringt, muss sich noch zeigen.
Lea-Maria Löbel, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland, prägt, nachdem sie auf die Frage „Wie steht es um die Arbeitsbedingungen weltweit?“ die Verhältnisse aus ihrer Sicht schonungslos dargestellt hat, den lesenswerten Satz: „Angesichts dieser Situation müssen wir davon ausgehen, dass es bei vielen Produkten, die wir in Deutschland kaufen, in den Produktionsländern zu Defiziten menschenwürdiger Arbeitsbedingungen kommt“ – nicht aber ohne hinzuzufügen, dass sie von Boykott nichts hält.
(Fortsetzung und Schluss in der nächsten Folge.)
H.E.
Die Faire(n) Woche(n)
Die „Faire Woche“ dauert 14 Tage, und ihre Veranstalter und Unterstützer hoffen, dass es irgendwann in naher Zukunft jährlich 52 Wochen sein werden, die konsumbewusste Verbraucher*innen zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Die „Faire Woche“ findet schon seit 20 Jahren im September statt, dieses Jahr vom 10. Bis 24. 09.
Das Motto Zukunft fair gestalten würde auch gut auf eines der vielen Wahlplakate passen, die uns in diesen Wochen von den Straßenrändern entgegenlächeln – bleibt aber wohl weiterhin das Alleinstellungsmerkmal der Fairhandelsbewegung. Das hindert aber unseren Noch-Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller nicht daran, ein zwei Seiten langes Grußwort zur Fairen Woche zu schreiben und damit seine uneingeschränkte Zustimmung zum Fairen Handel zu dokumentieren.
Gemeinsame Veranstalter und Ideengeber sind der Weltladendachverband, der Verein Transfair (Fairtrade Deutschland) und das Forum Fairer Handel. Umsetzen sollen die Faire Woche in erster Linie die Weltläden, sofern sie personell dazu in der Lage sind.
„Weltweit leiden Millionen Menschen unter prekären Arbeitsverhältnissen, ausbeuterischer Kinderarbeit und moderner Sklaverei – sogar in Europa“, schreiben die Vertreter der drei veranstaltenden Verbände in ihrer Hintergrundbroschüre zur Fairen Woche 2021.
Menschenwürdige Arbeit ist aber in den Augen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) ein entscheidender Faktor für die Bekämpfung der Armut und für eine gerechte Gestaltung der Globalisierung.
Dieser Überzeugung folgt seit nunmehr über 50 Jahren der Faire Handel, indem er mit den Produzenten, überwiegend in der so genannten „3. Welt“, partnerschaftliche Verträge abschließt, deutlich bessere Preise bezahlt, bei Bedarf Vorauskasse leistet und den Bio-Anbau bzw. die nachhaltige Produktion fördert – dafür aber Kinderarbeit ausschließt, demokratische Strukturen und Geschlechtergerechtigkeit verlangt, von der Lieferung bester Ware ganz abgesehen.
„Zukunft fair gestalten“ halt also schon vor fünf Jahrzehnten begonnen – sich aber noch nicht überall herumgesprochen. Solange niedrige Preise wichtiger sind als saubere und faire Produktionsbedingungen, muss es weiter die „Faire Woche“ mit ihren Informationen und Aktionen geben.
In der nächsten Ausgabe mehr zu diesem Thema.
H.E.

Neue Gesichter beim Verein Weltladen Flein-Talheim e. V.
Nach langer pandemiebedingter Pause konnte am 19.07.2021 endlich wieder eine reguläre und gut besuchte Mitgliederversammlung, diesmal im evang. Gemeindehaus Flein, stattfinden.
Eine Zeit großer Unsicherheit liegt hinter Verein und Weltladen und wichtige Entscheidungen standen an, nämlich eine Art Generationenwechsel im Vorstand, da sowohl Schatzmeister Gerhard Berroth als auch Schriftführer Hans Echter ihre Ämter altersbedingt zur Verfügung stellten. Ebenso stellte Margit Bergmann ihr Amt als Beisitzerin zur Verfügung. Sie übernahm es kurzfristig nach dem allzu frühen Tod von Margret Ossadnik. Frau Bergmann ist weiterhin im Ladenteam aktiv.
Die Pandemie bestimmte auch im Weltladen weitgehend das Geschehen. Die Vorsitzende Dagmar Hauth ging in ihrem Jahresrückblick ausführlich darauf ein:
Der Weltgebetstag zu Simbabwe im März 20 konnte gerade noch durchgeführt werden, ein paar Tage später ging dann schon nichts mehr. Am 19.03.20 wurde der Weltladen zunächst geschlossen, zumal nicht klar war, wie die Weltläden mit ihrem Sortiment einzuordnen waren. Nachdem der Dachverband „grünes Licht“ gab, konnte der Laden ab 19.04. wieder geöffnet sein. Es gab viele und oftmals wechselnde Einschränkungen, und die Mitarbeiter*innen mussten sich ständig an neue Situationen und Verordnungen anpassen. Dabei hatte der Gesundheitsschutz immer oberste Priorität. Trotz alledem ist es gelungen, den Laden geöffnet zu lassen, zunächst an wenigen Tagen und ab Dezember bis jetzt wieder zu den gewohnten Zeiten.
Wie in vielen anderen Einrichtungen wurde die digitale Kommunikation wichtiger. Dagmar Hauth hat die Zeit genutzt, um die Homepage des Weltladens komplett zu überarbeiten, die vielen Zugriffe auf die Seite www.weltladen-flein-talheim.de sind der Lohn für ihre Mühe.
Auch finanziell ist der Weltladen „mit einem blauen Auge“ davongekommen, wie Gerhard Berroth berichtete. Im letzten Kassenbericht seiner Amtszeit erinnerte er – als  Gründungsmitglied des Vereins – an die „alten Zeiten“ und viele der Anwesenden erinnerten sich gerne mit ihm.
Und das sind „die Neuen“:
Die Nachfolge von Gerhard Berroth tritt bzw. trat seit Anfang des Jahres kommissarisch Wolfgang Heuler an, „Fleinemer“ und als langjähriger Inhaber eines Optikergeschäfts vertraut mit finanziellen Dingen. Als Nachfolgerin von Hans Echter hat sich Bruni Müllner zur Verfügung gestellt, ebenfalls „Fleinemerin“, ehemals Deutschlehrerin und Mitarbeiterin in einer kulturellen Einrichtung. Als Nachfolgerin von Margit Bergmann wurde Monika Gnead gewählt. Wieder angetreten und gewählt wurden Dagmar Hauth als 1. Vorsitzende und Gabi Esch als stellvertretende Vorsitzende. Der gesamte Vorstand wurde einstimmig gewählt. Auch die Kassenprüferinnen wurden neu gewählt. Für die verstorbene Ingrid Schnürle, die lange Jahre dieses Amt innehatte, stellte sich Renate Bach zur Wahl und für Monika Beez, die aus privaten Gründen nicht mehr antrat, Ulrike Schwechheimer. Beide wurden einstimmig gewählt.
Abschließend dankte die Vorsitzende den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern, die allesamt auch Gründungsmitglieder sind, für die guten gemeinsamen 16 Jahre. In ihrem Rückblick, gespickt mit Anekdoten von den Anfängen des Vereins, ließ sie die Anwesenden daran teilhaben, wie alles begann und wie sich der Weltladen auch dank des Engagements von Gerhard Berroth, Hans Echter und Margit Bergmann bis heute entwickelt hat. Den Dank bekräftigte sie mit einem Abschiedsgeschenk an die drei Mitvorstände und ihre Partner*innen.
Diesmal konnte die Sitzung nicht wie üblich mit einem lockeren Zusammensitzen bei einem Gläschen Wein beendet werden. Auch das war leider der Pandemie geschuldet sowie die Version der Bilder!
Bruni Müllner
Ein Lama in Lima
„Hallo, ich bin Paula – kennt mich noch jemand?“
Nein, die beiden Mitarbeiterinnen kennen die junge Frau nicht, die mit einem etwa 4-jährigen Mädchen an der Hand hereinschneit und neugierig um sich blickt. „Fast wie früher“ nickt sie anerkennend und löst dann das im Raum stehende Fragezeichen mit wenigen Worten auf. Als 14/15-Jährige sei sie, mit ihren Eltern damals noch in Flein wohnend, öfter im Weltladen gewesen, habe von ihren Plänen erzählt, später einmal nach Guatemala auszuwandern und habe dann ihre Lieblingsschokolade gekauft. Ausgewandert sei sie nicht, habe dafür aber einen Peruaner geheiratet und lebe jetzt im Rheingau. Ihr Mann Pedro reise beruflich viel in seine Heimat, auch sie selbst sei schon mehrfach dort gewesen – „ein wundervolles Land“, wie sie anmerkt, das nicht nur aus Cusco und Machu Picchu bestehe.
Paula (sie bittet darum, im Weltladen weiterhin so genannt zu werden) gerät ins Schwärmen, wenn sie von den landschaftlichen Schönheiten erzählt, verschweigt aber auch nicht, dass der Bergbau in manchen Gegenden die Natur zerstört und die Menschen krank macht.
Sie habe ganz gut Spanisch gelernt und sogar ein bisschen Quechua. Nein, berufstätig sei sie nach ihrem Studium nicht geworden, plane aber jetzt ein Kinderbuch mit dem Titel „Ein Lama in Lima“ zu schreiben und selbst zu illustrieren. Das Buch erzählt von einem ausgebüxten jungen Lama, das in die 6 ½-Millionen-Hauptstadt gerät und dort einiges erlebt (mehr verrate sie aber nicht). „Auch spiele ich gern auf meiner Gitarre, die ich bei dem bekannten Instrumentenbauer Sabino Quispe in Cusco gekauft habe.
Als die kleine Marie „Mama, ich will heim“ signalisiert, verabschiedet sich Paula (sie will noch einige Freundinnen in der Gegend besuchen, nicht ohne einige Tafeln ihrer Lieblingsschokolade („Zartbitter Orange“ weiß sie noch) zu kaufen (Marie mag lieber „Mango Monkeys“) – „viele liebe Grüße an alle“, wieder draußen ist sie, die Paula, quicklebendig, wie eine 15-Jährige.
Wir freuen uns auf ihren nächsten Besuch, der Rheingau ist ja nicht so weit.
H.E.
„Es honigt“,
sagt der deutsche Imker, wenn die Blätter des Unterholzes im Wald vor Honigtau nur so glänzen – die Lachniden sind am Werk.
Was der mexikanische, guatemaltekische oder chilenische Kollege in diesem Fall sagt, wissen wir nicht.
Was wir aber wissen: Die Deutschen sind „Honigweltmeister“ und: Nur einen Bruchteil des in Deutschland verkauften Honigs können die heimischen Imker anbieten, weshalb der weitaus größte Teil importiert werden muss.
Das reine Honigschlecken ist für die 160.000 deutschen Berufs- oder Hobbyimker die Marktsituation nicht, weil nämlich der Importhonig billiger ist.
Das gilt nicht für den Honig, den die Weltläden anbieten. Ein Imker wollte es wissen, ging in den örtlichen Weltladen, prüfte die Preise und meinte: „Das geht in Ordnung.“
Auch wir finden es in Ordnung, dass die kleinbäuerlichen Imkergenossenschaften faire Preise für ihr Produkt erhalten.
Hier ein Rezept als Belohnung für Ihre Geduld:
Honigmilch mit Himbeeren (gibt’s schon)
½ l Milch, 2 EL Honig, 1/8 l Schlagsahne, 125 g frische oder tiefgekühlte Himbeeren, Zitronenschale
Eiskalte Milch mit Honig, Schlagsahne und der Hälfte der Himbeeren im Mixer schaumig schlagen, in Gläser füllen, die restlichen Himbeeren verteilen.
Mit etwas geriebener Zitronenschale bestreut kalt servieren.
Ob Sie hierzu Deutschen Imkerhonig, Honig aus dem Weltladen oder eventuell ein Gläschen vom Pfarrer, der sein Bienenvolk auf dem Kirchturm stehen hat, oder vom Chefarzt, der sein Hobby auf dem Klinikdach betreibt, einsetzen, bleibt sich gleich.
Schnell gemacht und schmeckt!
(Einige aufwändigere Rezepte auf Nachfrage im Weltladen).
Übrigens: Am 3. Und 4. Juli ist der „Tag der deutschen Imkerei“.
Weitere Infos: hier
H.E.
Wegweiser durchs Label-Labyrinth
nennt die Christliche Initiative Romero (CIR) ihre aktuelle Publikation für alle bewusst einkaufenden Verbraucherinnen und Verbraucher.
Die 60 gängigsten Logos für Lebensmittel und Kleidung wurden auf die Kriterien Soziales, Ökologie und Glaubwürdigkeit abgeklopft und mit Farbmarkierungen bewertet. Wie üblich bedeutet Rot „mangelhaft“ (s. auch die Rote Karte beim Fußball) und grün „anspruchsvoll“, wobei hier sogar eine Steigerung mit Zusatz „Vorbild“ möglich ist.
Beim Kriterium Glaubwürdigkeit reichen die Bewertungen ebenfalls von „mangelhaft“ bis „Vorbild“.
Zu den Getesteten gehört auch unser Hauptlieferant GEPA – zweimal „Vorbild“!
Den Wegweiser gibt’s im Geldbeutelformat kostenlos und als Broschüre mit 186 Seiten für 2,- EUR bei der CIR.
www.labelchecker.de
H.E.
Alle Urlauber,
die durchs Etschtal nach Italien fahren, kennen den einsamen und fotogenen Kirchturm, der als letzter Rest eines Dorfes aus dem Reschensee ragt.
Noch nicht ganz so weit ist das Kirchlein Santa Cruz in Sitio Pariahan in der Bucht von Manila. 1884 erbaut, bietet das Gebäude – und das ganze Dorf – heute ein erbärmliches Bild: Dort wurde weder auf Sand noch im Wasser gebaut, aber der Klimawandel und „Umweltsünden“ machen’s möglich. Jährlich steigt das Wasser um 4 cm. Die Leute kommen mit dem Boot zum Gottesdienst, die Tür steht offen. Drinnen steht man – reicht doch das Wasser „erst“ bis zum Knie.
Andere Gegenden des Inselstaates sind seit Jahrzehnten Partner des Fairen Handels und liefern zum Beispiel Mangoprodukte oder den unvergleichlichen „Urzucker“ Mascobado.
Auf den Philippinen wird Pilpino, Tagalog, Visaya, Spanisch und Englisch gesprochen.
Nicht viel, wenn man an die rund 7.000 Sprachen denkt, die weltweit gesprochen werden, aber es reicht.
Übrigens: Von den 7.000 gehen jährlich etwa 25 verloren.
Die meistgesprochenen Sprachen Mandarin, Spanisch, Englisch, Hindi, Arabisch und weitere, auch Deutsch, werden sicher überleben.
Im Weltladen werden Sie auf Deutsch bedient, auch wenn die Waren aus aller Herren Länder kommen.
H.E.


Die Spendenaktion: „Ein Licht für die Ukraine“

Die Aktion ist erfolgreich zu Ende gegangen. Wir können Dank Ihnen 430,- €  an die Organisation

"Ärzte ohne Grenzen" überweisen.  Die Sonnengläser sind im Moment nicht vorrätig.

Sobald die nächste Lieferung eingegtroffen ist werden wir Sie über unsere  Homepage informieren.



Aktion Weltladentag zum Thema Tapetenwechsel! Rückblick!

Nein, Waschtag hatten wir nicht! Wenn es auch zunächst danach aussah! Bei bestem Wetter konnten wir mit 20 Meter Impulsen zum Thema des diesjährigen Weltladentags "Tapetenwechsel - gestalte ihn mit" aufwarten. Die Weltladen-Bewegung wollte mit dieser Aktion zu einem Austausch darüber einladen, wie wir gemeinsam eine faire und nachhaltige Zukunft gestalten können.  

Wie können wir in unserem Alltag dazu beitragen Werte wie Dialog, Respekt, Solidarität, Transparenz, Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit und politisches Engagement in unserer Gesellschaft zu stärken? Dazu sollten die 35 Handlungsimpulse ermuntern aktiv zu werden. Denn, wenn wir alle und unsere nachfolgenden Generationen auf diesem Planeten ein gutes Leben führen wollen, dann ist weitermachen wie bisher keine Option. Ein paar Fleiner*innen sind unserem Aufruf gefolgt, ihre Gedanken und Handlungen für eine bessere Zukunft  zu formulieren. Ihre Rückmeldungen sind noch bis zum Wochenende bei uns im Schaufenster ausgestellt.
D.Hauth



Weltladentag
Samstag, 8. Mai 2021

Die Welt braucht einen Tapetenwechsel?!
Wieso? Weshalb? Warum?

Da wir nicht einfach den Planeten wechseln können, müssen wir wohl renovieren.

Das heißt: umsteuern, umdenken, aktiv werden.

Rund um den Weltladentag am 8. Mai suchen wir gemeinsam mit anderen Weltläden nach Impulsen und Ideen, wie wir alle, ob groß oder klein, alt oder jung einen Beitrag zum Tapetenwechsel leisten können.

Bis zum Samstag, 8. Mai gibt es in unserem Schaufenster „Tapetenwechsel“ immer wieder neue Impulse und Anregungen zu entdecken.

„Viele kleine Leute, die in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Am Weltladentag hängen von 10 Uhr bis 13 Uhr an einer Wäscheleine auf dem Rathausvorplatz oder am Weltladen Impulskarten und zusätzlich Postkarten für eigene Ideen, die jeder/jede mitnehmen kann.

Und wir möchten wissen, wie die Welt nach dem Tapetenwechsel aussehen könnte. Inspiriert von John Lennons Song „Imagine“ wollen wir Beiträge von großen und kleinen Menschen sammeln, die ihre Träume von einer besseren Welt gestalten: gezeichnet, gemalt fotografiert, geknetet, mit eigenen Worten, Zitaten, Gedichten. 

Wir hoffen, dass wir bis zum Freitag, 14.05.21 so viele Beiträge in unserem Briefkasten vorfinden oder persönlich im Weltladen erhalten, dass wir am Samstagvormittag, 15.05.21 noch einmal eine lange Wäscheleine mit den eingegangenen Ideen auf dem Rathausvorplatz oder vor dem Weltladen aufhängen können. Wir freuen uns auf eine wunderschöne, Mut machende Ausstellung.

In diesem Sinne: „you may say I`m a dreamer, but I`m not the only one“.

Auch wenn wir als Träumer belächelt werden, wir sind nicht (hoffentlich) allein.

Bitte beachten Sie bei dieser Aktion die AHA-Regeln!

B. Müllner/ D. Hauth/02.05.21

Nostalgischer Rückblick

„Jute statt Plastik“ stand auf den ersten Jutetaschen der 1970er-Jahre, später auch „Aktion Dritte Welt Handel“, „Schwerter zu Pflugscharen“ und anderes. Die schweizerische Nichtregierungsorganisation EDM (Enfants Du Monde) hatte Idee und Produkt nach Europa gebracht, die billige Einkaufstasche aus dem nachwachsenden Agrarrohstoff Jute und genäht von Tausenden von Frauen in dem bitterarmen Land. Auf jedem der in die Taschen eingenähten Zettel stand „This product has been made by a destitute woman of Bangladesh“.
Das Ziel von EDM war es, die Lebensumstände möglichst vieler Familien und ihrer Kinder auf dem Land zu verbessern. Grundschulausbildung, Betreuung von Straßenkindern in den Städten, Therapiezentren für misshandelte Mädchen sind nur einige weitere Beispiele für das Wirken von EDM (auch die GEPA arbeitete schon früh mit EDM zusammen).
Der Aufruf „Jute statt Plastik“ würde heute mit einem # versehen. Er war schon damals Teil der Idee, einfacher zu leben und die Ressourcen zu schonen.
Die Jutetaschen sind verschwunden wie einige andere Produkte aus dem Angebot der Weltläden auch – aus welchen Gründen auch immer.
Das Problem Plastikmüll und viele andere Probleme sind nicht verschwunden.

H.E./02.05.21

Wo der Pfeffer wächst,

wissen wir und auch, dass es keinen Liebesbeweis darstellt, dorthin gewünscht zu werden.
Beim Kakao ist es deutlich anders: Wer hat schon etwas gegen eine Tasse Kakao oder gar gegen eine Tafel Schokolade?
Und dann erst die Zahl der Länder Westafrikas und Lateinamerikas, wo der tropische Kakaobaum zuhause ist und die ganze restliche Welt mit der herrlichen Bohne versorgt.
Gilt das Endprodukt hierzulande als glücklich machender Genuss, ist das allerdings nur eine Seite der glänzenden Medaille – die Schattenseite ist leider oft kurz gefasst mit Ausbeutung und Kinderarbeit zu beschreiben, in Westafrika zum Teil mit sklavenartiger Kinderarbeit.
Das steht verständlicherweise nicht auf der Verpackung!
Es bleibt Hilfswerken, Menschenrechtsorganisationen und in letzter Zeit auch unserem Entwicklungsminister Gerd Müller vorbehalten, der selbst zugibt, von seinen Reisen nach Afrika geprägt und verwandelt worden zu sein.
Da es zu Schokolade – wie zu vielen anderen „Kolonialwaren“ - die Alternative gibt, wollen wir nicht klagen, sondern unser Hintergrundwissen weitersagen, immer wieder, übers ganze Jahr verteilt.

H.E.

„Jede und jeder

kann zuhause mit dem Kauf von fairen Produkten beginnen. Das geht weiter in der Gemeinde mit der fairen öffentlichen Beschaffung und endet beim Welthandel.“
„Meine Überzeugung: Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde. Und jeder kann ein Stück Verantwortung übernehmen, um die Welt gerechter zu gestalten.“
„Die Globalisierung führt viel zu oft zur Ausbeutung von Mensch und Natur.“
„Es kann nicht sein, dass wir eine Entwicklung weitertreiben, bei der zehn Prozent der Menschheit 90 Prozent des Einkommens und Vermögens besitzen.“
„Unser Wohlstand geht viel zu oft auf Kosten der Armen.“
„Eine Verdoppelung (des Stundenlohns von 40 Cent) würde reichen, damit sie (die Näherinnen, d. U.) ihre Familien ernähren können.“
„Die Erfahrungen, die ich machen durfte (auf meinen Auslandsreisen, d. U.), haben mich verändert als Mensch und als Politiker.“
Dies sind einige Zitate aus dem Interview, das Beatrix Gramlich von der Zeitschrift „kontinente“ mit dem scheidenden Entwicklungsminister Gerd Müller führte. Wer wollte da widersprechen?
Die Weltladenleute freut es natürlich, dass der Minister das Potenzial des Fairen Handels erkannt hat und dafür wirbt (oben, erster Satz).
Danke, Herr Minister – schade, dass Sie gehen!
Schlusswort des Interviews: „Wir müssen umdenken und entschieden handeln. Jetzt!“

H.E.

Aktuelles aus Babete

Vorfrühling

„Es riecht bereits nach Veilchen,
aber sie sind noch gar nicht da.“
So bringt es Peter Altenberg (1859 – 1919) kurz und treffend auf den Punkt.

Aber wir sind schon da, trotz zweiten Lockdowns von Montag bis Samstag.

„Food“ und „Non-Food“ im Verein
(ein bisschen Englisch muss schon sein,
wie anderswo, so auch in Flein).

„Food“ zum Essen, Trinken und Genießen
(das kriegen Sie wie gewohnt),
„Non-Food“, das wir pauschaldeutsch „Deko“ hießen,
(mit kleinem Aufwand, der sich lohnt).

Maske, Abstand und so weiter,
das kennen wir und bleiben heiter.

Mit vorfrühlingshaften Grüßen
Ihr freundlicher Weltladen

H.E.

Vanuatu? Vanuatu!

Irgendwo zwischen Australien, Neuseeland und Fidschi: 83 Inseln (davon 67 bewohnt), 300.000 Einwohner – ein Südseeparadies(?) – Bedrohung durch Vulkanausbrüche, Erdbeben, Wirbelstürme, Tsunamis, steigenden Meeresspiegel infolge Klimawandels und , als ob das noch nicht genug wäre, Gewalt gegen Frauen.
Kein Wunder, dass sich der Weltgebetstag am 05. März mit diesem abgelegenen Flecken befasst. www.twitter.com/weltgebetstagd, www.instagram.com/weltgebetstag, www.facebook.com/weltgebetstag, www.weltgebetstag.de/newsletter/anmeldung/.

Bravo, Herr Minister!

Es scheint konkret zu werden, das „Lieferkettengesetz“. Gegen deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigte kann geklagt werden, wenn es irgendwo auf dem langen Weg zwischen Rohstoff bis zum fertigen Produkt zu Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung kommt. Die Herren Müller und Heil sind zufrieden, Menschenrechtsorganisationen sprechen von „Minimalkonsens“.
Ob das Gesetz Kinderarbeit auf Kaffee-, Kakao- oder Orangenplantagen, in Minen oder Steinbrüchen verhindern wird (was es aber soll), ob es keine Ausbeutung von Frauen in Textil- und anderen Fabriken mehr geben wird -, das wird sich zeigen. Aber auch, wenn das Gesetz die Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande aufrüttelt, ist schon etwas gewonnen, berufen sich doch die Unternehmen allzu gern auf die (angeblichen) Wünsche ihrer Kunden: Hauptsache billig.
Die Unternehmen sind in der Verantwortung, denn sie bestimmen den Liefertermin und drücken die Preise.
Jahrelange Lobbyarbeit der NROs, Petitionen und abertausende Unterschriften haben jetzt zu einem (ersten) Erfolg geführt.

H.E. 

Haben Sie       

am 6. Januar die Sternsinger vermisst?
Freilich, im letzten Dreivierteljahr hat man viel vermisst – große Familienfeiern, Konzerte, Theater, Sport-Events, den großen Urlaub und, und, und, aber dass die Hl. Dreikönige „mit ihrigem Stern“ ausgerechnet im Jubiläumsjahr die Häuser meiden müssen – bitter!
Aber was für ein Jubiläum?
Es erinnert an eine kleine Schwedin, wenn man hört, dass es 1846 die 15-jährige Auguste von Sartorius aus Aachen war, dass sie, von der Not anderer Kinder berührt, die Idee „Kinder helfen Kindern“ in die Tat umsetzte, das, was man seit 1959 die Sternsinger und deren „Dreikönigsingen“ kennt.
Das Dreikönigsingen ist also keine Fortsetzung des gleichnamigen Brauchs, der sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt, und der vom frommen Umzug letztendlich als Heischegang auch den Zweck hatte¸ armen Männern durch das Singen von Segensliedern ein paar Äpfel oder Eier, vielleicht ein paar Pfennige für die hungernde Familie in den Bettelsack zu stecken. Das führte wohl auch zu Auswüchsen, weshalb das Sternsingen gelegentlich verboten wurde, so 1780 in Thüringen, wogegen aber kein Geringerer als J.W. Goetheeischegang auch d am 6. Januar 1781 mit einer wohlwollend-humorvollen Variante des üblichen Liedes protestierte und seine Freundin Corona (!!) Schröter den ersten König spielte…
Das Neue und völlig Andere seit 1959 ist also, dass Kinder und Jugendliche für andere Kinder unterwegs sind, dieses Jahr vor allem für arme Kinder in der Ukraine, deren Eltern sie allein lassen müssen, weil sie gezwungen sind, zum Arbeiten ins wirtschaftlich besser aufgestellte Ausland zu gehen.
Auguste hatte ihre Idee aus Frankreich, da waren es schon zwei – heute sind die Sternsinger in 120 Ländern vertreten. Eine Erfolgsgeschichte! Mit dem Motto „Segen bringen, Segen sein“ ziehen die jungen Leute von Haus zu Haus oder zu angemeldeten Familien. Seit 1959 kamen über eine Milliarde zusammen, um inzwischen 2300 Projekte, in denen auf Nachhaltigkeit geachtet wird, in armen Ländern mit Geld versorgen zu können. Dieses Jahr ist leider alles anders (die Heilbronner Stimme berichtete am 4. Januar). Wenn das Goethes Freundin Corona bei ihrem Auftritt am 6.1.1781 geahnt hätte, dass ihr Vorname einmal eine traurige Berühmtheit erlangen und sogar das, inzwischen längst ökumenische, Dreikönigsingen behindern würde…
www.sternsinger.de
H.E


Das hört man gern!

„Wo haben Sie denn diese tolle Tasche her?“ wurde kürzlich jemand in Heilbronn gefragt. Die Angesprochene freute sich, dass ihr schönes Stück wahrgenommen wurde, setzte schnell ihre Maske auf (denn sie wollte nicht zu knapp antworten) und sprudelte los. „Für diese Tasche und einige andere fahre ich nach Flein!“ – und ihre Begeisterung war trotz des dicht schließenden Mund- und Nasenschutzes nicht zu übersehen.
Soviel wollte die Fragerin eigentlich gar nicht wissen, konnte sich aber der lebhaften Kundin nicht entziehen und (sie ließ dafür zwei Busse der Linie 10 ohne sie weiterfahren) erfuhr im Schnellkurs alles, also warum es die Weltläden, wo und wie viele es gibt, was das Besondere an dieser Idee ist (was, die wollen die Welt gerechter machen??) und so weiter und so fort!
Im Weltladen hört man das natürlich gern und legt die Geschichte im Extra-Ordner unter „F“ ab – F wie Feedbacks.
Machen Sie die Probe aufs Exempel, gerade jetzt vor Weihnachten in Coronazeiten, unter denen besonders auch unsere Partner und Lieferanten in den armen Ländern schwer zu leiden haben.
Ebenso in ihrem Namen: Herzlichen Dank!

H.E.

Alle Jahre wieder

werden junge Fichten geschlagen, um als Weihnachtsbaum, geschmückt mit allerlei Flitter, einige Tage lang für die rechte Stimmung zu sorgen. Viel älter ist allerdings der Brauch, das Geschehen von Bethlehem im Miniformat figürlich darzustellen – mit der Weihnachtskrippe.
„Krippen aus aller Welt“ war vor Corona so manche Ausstellung überschrieben, und in abertausend Werkstätten und Hobbykellern entstanden professionelle und dilettantische kleine Kunstwerke, mit Liebe gemacht und aus allen Materialien, die man sich nur denken kann. Krippenvereine pflegen die Tradition, Sammler durchstöbern die Flohmärkte, Krippenmuseen präsentieren ihre Schätze (z.B. in Oberstadion, München, Brixen oder Telgte) und Ethnologen schrieben und schreiben Bücher zum Thema.
Auch in den Lieferländern der Weltläden (sog. „3.“ Welt) kennt man die Weihnachtskrippe. Peru vor allem hat in dieser Beziehung sogar eine gewisse Berühmtheit erlang, weil dort nicht nur die spanische Tradition („Retablos“) gepflegt wird, sondern die andine Volkskunst ausdrucksstarke und preisgekrönte Figurengruppen hervorgebracht hat.
Einige wenige Exemplare – für den kleinen Geldbeutel – haben wir noch anzubieten, aber natürlich jede Menge an Weihnachtsdeko – und nicht alltägliche Geschenke.

H.E.


Kümmert uns Kamerun?

„Deutschland muss Vermittlerrolle übernehmen“, fordern Brot für die Welt und MISEREOR gemeinsam und begründen dies mit den historischen Beziehungen Deutschlands und Frankreichs zu Kamerun. Der Appell an die Bundesregierung, die EU-Ratspräsidentschaft und den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat zu nutzen, diesen Konflikt beizulegen.
Welchen Konflikt?
Genau vor vier Jahren streikten Lehrerinnen und Lehrer in den englischsprachigen Provinzen des Landes, um damit gegen die Benachteiligung der anglophonen Bevölkerung friedlich zu protestieren. Die Unterdrückung durch die Zentralregierung und die Gegengewalt durch bewaffnete Unabhängigkeitsgruppen hatten bis jetzt über 3.000 Tote, 679.000 Binnenflüchtlinge, 58.000 Geflüchtete in den Nachbarländern und eine traumatisierte Bevölkerung zur Folge. Auch das mit uns sehr verbundene Kloster Babété ist schwer davon betroffen (wir berichteten immer wieder darüber). Weitere Informationen bei Brot für die Welt (Tel. 030. 65 21 11 833) und MISEREOR (Tel. 030. 44 35 19 88).
Ob man unsere Bundestagsabgeordneten darauf ansprechen kann?

„Was ist ein Paukenengel?“

Fragt „momente“, die Zeitschrift der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ihre Leser und liefert gleich die Antwort dazu:
Paukenengel sind vollplastische große Engelfiguren hauptsächlich des Barock, die, auf dem Orgelprospekt einer Kirche sitzend (oder stehend), die - pedaltraktierbar – mit den Flügeln schlagen und auf die Pauke hauen.
Nun, solche Kostbarkeiten kann ein Weltladen natürlich nicht bieten, aber Engel und Engelein in vielen (kleineren) Größen und Gestalten. Engel haben Konjunktur und deshalb sind sie auch schnell ausverkauft. Dann gibt es immer noch viele andere schöne Dinge, die in der coronageprägten Advents- und Vorweihnachtszeit im trauten Heim für Trost und bessere Stimmung sorgen.

H.E.

 

Das Gesetz Nr. 31047 und eine mutige Frau

Machu Picchu lockt die Touristen aus aller Welt an, in den Museen des Landes bewundert man die vorkolumbianischen Goldpreziosen (soweit sie die Eroberer nicht gestohlen haben), und die lebendige Volkskunst wird bis heute nicht nur bewundert, sondern gekauft und gesammelt. Einer der es wissen muss, José Maria Arguedas, Schriftsteller und Ethnologe sagt: „Es gibt kein Land, das reichhaltiger ist an landschaftlicher und menschlicher Verschiedenheit, das alle Skalen an Farbtönen und Temperaturen, an Liebe und an Hass, an Verschwörungen und Spitzfindigkeiten und an benutzten und inspirierenden Symbolen umfasst!“
In Peru gibt es wie überall Licht und Schatten.
Im Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der Rebellenarmee „Leuchtender Pfad“ von 1980 bis 1992 starben 26.000 Menschen. Die Goldgier der meist ausländischen Bergbaukonzerne zerstört ganze Landstriche und macht die Menschen krank. Aber die neuesten Radio-Nachrichten lassen aufhorchen: Der Präsident des Landes wurde vom Parlament abgesetzt wegen des Vorwurfs der Bestechung, die sechs Jahre zurückliegt.
Und wie Publik-Forum im neuesten Heft berichtet, wurden jetzt endlich – nach 30-jährigem Kampf – mit dem Gesetz Nr. 31047 die Rechte von mindestens einer halben Million Hausangestellter, der sog. Empleadas, anerkannt.
Eine der Vorkämpferinnen für diese Rechte ist seit 24 Jahren Sofia Mauricio Bacilio, die schon mit 7 Jahren als Hausmädchen arbeiten musste, um ihre alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern zu entlasten.
„No somos invisibles“ steht groß auf ihren T-Shirt, und genauso heißt auch eine Radiosendung, über die Sofia regelmäßig ihre Schicksalsgenossinnen informiert: Wir sind nicht mehr unsichtbar.
Die peruanische Gesellschaft ist noch weit davon entfernt, die Arbeit der Empleadas wertzuschätzen – deshalb werden zur Zeit die Sanktionen für uneinsichtige Arbeitgeber – Familien der Besserverdienenden – im zuständigen Ministerium festgelegt.
Bravo, Sofia Mauricio Bacilio!

H.E.


CIR

Hinter dem Kürzel steht eine mittelgroße, be- und geachtete Menschenrechtsorganisation, die „Christliche Initiative Romero“ in Münster. Die Organisation wird auch in unseren Beiträgen öfters zitiert, weshalb wir sie hier kurz vorstellen.
Romero?
Oscar Arnulfo Romero, Erzbischof von San Salvador (Hauptstadt von El Salvador in Mittelamerika), wurde am 24. März 1980, am Altar seiner Kirche stehend, hinterrücks erschossen. Ermordet wurde er, weil er Rechtlosigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung in seinen Predigten beim Namen nannte, weil er mit seinem Kampf für Gerechtigkeit den Herrschenden den Spiegel vorhielt.
Oscar Romero wörtlich: „Mich kann man töten, nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit!“
Der große Mann aus dem kleinen Land – etwa 7 Mio. Einwohner – wurde zum Namensgeber der CIR, die ein Jahr nach seinem Tod gegründet wurde.
Die entwicklungspolitische Organisation für Arbeits- und Menschenrechte hat sich auf die Arbeit vor allem in den Ländern Mittelamerikas „spezialisiert“. Schwerpunkt ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland.
Die CIR arbeitet auch mit ähnlich orientierten Organisationen zusammen, so zum Beispiel bei der Forderung „Keine Ausbeutung mit Steuergeldern!“, die eine verantwortungsvolle öffentliche Beschaffung zum Ziel hat (hier sind die Partner u.a. der Evangelische Entwicklungsdienst (eed), Greenpeace, die Gewerkschaften ver.di und IG Metall, terre des hommes und die Verbraucherinitiative).
Wenn Sie mehr wissen möchten: www.ci-romero.de
Für die Schul- und Gruppenarbeit, aber auch Einzelinteressenten, steht eine umfangreiche Materialien-Liste zur Verfügung.

H.E.



Siegel, Label & Co

Zurzeit sind knapp 40 Siegel auf dem Markt, die den Bereich Lebensmittel und Textilien in sozialer und/oder ökologischer Hinsicht markieren. Man unterscheidet zwischen Gütesiegeln (Qualitätssiegel), die die Produktion und/oder den Handel zertifizieren und sich an die Käufer/innen richten (Eigenmarken „EM“ sind eine Unterkategorie der Gütezeichen), den Multi Stakeholder-Initiativen (MSI) und den Unternehmens-Initiativen (UI).
Wer blickt da noch durch?
Die Christliche Initiative Romero (CIR) hat die Label in den Kategorien Soziales, Ökologie und Glaubwürdigkeit überprüft und in einer Übersicht herausgebracht (www.ci-romero.de).
Im Fairen Handel ist vor allem das blau-gelb-schwarze Fairtrade-Siegel bekannt.
Was bedeutet es aber, wenn die Produkte zum Beispiel der GEPA (früher Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der 3. Welt, heute The Fair Trade Company) dieses Siegel nicht tragen, sondern ausschließlich die Eigenmarke GEPA fair plus?
Die GEPA als einer der Pioniere des Fairen Handels verweist selbstbewusst darauf, dass sie mehr, ja sogar wesentlich mehr tut, als die Kriterien der WFTO (Welt-Fair Handelsorganisation) verlangen: Seit 1977 fördert sie nicht nur soziale, sondern auch umweltverträgliche Produktion, bietet ferner Vorfinanzierung und praktiziert lange, z.T. jahrzehntelange Handelsbeziehungen zu den Partnern, sowie deren Beratung (75 % der GEPA-Food-Produkte stammen inzwischen aus Bio-Anbau). Es gibt Prämienzahlungen und Qualitätszuschläge und weiteres mehr.
Preise und Auszeichnungen, z.B. Deutscher Nachhaltigkeitspreis (mehrere Jahre), die Goldmedaille der Verbraucherinitiative, der Pegasus Preis von „Reader’s Digest“, der ECOCAR-Award und der Wuppertaler Wirtschaftspreis, untermauern den hohen Anspruch der GEPA.
Die Gesellschafter der GEPA, unter ihnen Brot für die Welt, MISEREOR und der Evangelische Entwicklungsdienst (eed) garantieren für Solidität und Seriosität.
Übrigens: Auch andere Fair Handelshäuser verzichten auf das Fairtrade-Siegel und sind trotzdem hochgeschätzt.
Eine Kurzform der o.g. Siegelübersicht ist im Laden zu haben.

H.E.

Das Grauen nimmt kein Ende - ein Hilferuf! 

Als wäre das nicht genug: Die Bevölkerung im englischsprachigen Teil Kameruns wird seit Herbst 2016 von zwei Seiten bekriegt – von Regierungssoldaten und von verschiedenen Unabhängigkeitsbewegungen – mehr als 3000 Todesopfer, 680.000 Binnenflüchtlinge und etwa 60.000 Flüchtlinge sind die Folge. Und jetzt kam auch noch die Corona-Pandemie dazu, mit laxen staatlichen Vorsichtsregeln, weil ein Lockdown wirtschaftlich nicht lange durchzuhalten wäre.

Wir haben an dieser Stelle schon oft über das Benediktinerinnen-Kloster Babété berichtet. Nicht nur, weil wir den Import ihrer Trockenfrüchte nach Deutschland organisiert haben und die köstlichen Ananas in unserem Laden verkaufen, sondern weil die 14 afrikanischen Nonnen u. a. auch ein Waisenhaus mit mehr als 20 Kindern und eine kleine Krankenstation betreiben und der Weltladen Flein-Talheim diese soziale Arbeit mit Spenden unterstützt.

Seit 2018 beherbergt das Kloster nun schon regelmäßig mehr als 100 Binnenflüchtlinge, denen es Seelsorge, Nahrung, Ausbildung und Unterkunft bietet. Staatliche Hilfen gibt es dafür nicht. Aber was hat das Virus zusätzlich angerichtet? Dazu ein Auszug aus der jüngsten Nachricht der Oberin, Schwester Odette:

„Hier sind wir in völliger Quarantäne. Das Corona-Virus hat unsere Gemeinschaft wirklich getroffen, einige Schwester sind schon seit 1 Woche im Bett. Ich selbst bin sehr müde und sehe die anderen im ihrem Zustand ohne Kraft und ohne Appetit. Und die vielen Medikamente ...

Wir konnten 60 Tests an anderen durchführen, die als Mitarbeiter und Flüchtlingen direkt mit uns zusammenleben, aber wir haben es nicht für alle um uns herumgetan. Ich bin geschockt von der Realität. Wir müssen abwarten und schauen, was kommt ...

Letzte Woche starb ein Mädchen und gestern eine andere Person ... Ich mache mir große Sorgen um die älteren Schwestern. Aber ihre Tests sind negativ.

Wir beten viel, dass die Infektion in jeder Familie aufhört, in der es im Moment Krankenhauspatienten gibt. Überall das Gleiche - Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Appetitlosigkeit, hohe Temperatur 39 bis 40 ...“

In der Krankenstation sind keine Medikamente mehr vorhanden, weil kein Geld zur Beschaffung zur Verfügung steht.

Der Weltladen hat in den letzten Tagen wieder eine Spende nach Babété geschickt. Auch Sie können zur Linderung der Not beitragen: Spendenkonto Weltladen Flein-Talheim, IBAN DE39 6206 2643 0044 9410 13, Stichwort: Spende Babété. Sie erhalten eine Spendenquittung, wenn Sie uns Ihre vollständige Anschrift mitteilen.


So schnell kann´s gehen.

„In Vorbereitung“ sei die Fair Toys Organisation; der auf der weltgrößten Spielwarenmesse in Nürnberg im Januar ein „erfolgreicher Start in die Gründungsphase“ prophezeit wurde. Und am 14. Juli war es soweit – die Fair Toys Organisation wurde gegründet. Spielzeugindustrie und Zivilgesellschaft arbeiten gemeinsam und gleichberechtigt an der Verbesserung von sozialen und ökologischen Standards in der Spielzeugproduktion. Arbeiter und Arbeiterinnen, die ohne Schutzausrüstung mit Schadstoffen hantieren, die Überstunden weit über die gesetzlichen    Grenzen hinaus leisten, die zu zehnt in notdürftigen Unterkünften schlafen und nur einen Hungerlohn erhalten – solche Zustände sollen der Vergangenheit angehören.
Von Januar bis Juli, das hört sich gut an, aber dass die Christliche Initiative Romero (CIR) seit Jahren, ja Jahrzehnten, für diesen Erfolg gekämpft hat, muss natürlich auch erwähnt werden.
Und ein leicht zu merkendes Logo hat die FTO auch schon: Links vor einem liegenden gelben Rechteck steht ein kleineres grünes Rechteck – fertig ist das Zügle. Der Lokomotivführer und die Passagiere sind durch farbige Dreiecke dargestellt.
www.fair-toys.org

CC steht für Saubere Kleidung

Clean Clothes Compaign, eine internationale Kampagne mit dem Ziel, in der globalen Textilindustrie Menschenrechte und existenzsichernde Löhne durchzusetzen. Ein großer Erfolg wäre das bei der Regierung umstrittene Lieferkettengesetz.
Ein kleiner Erfolg aber jetzt schon ist der sog. „Fashion Checker“. „Das Online-Tool bringt Details über die Lieferketten der größten Modemarken der Welt an das Licht“ schreibt die an der Kampagne beteiligte Christliche Initiative Romero (CIR) in ihrem neuesten Bulletin „presente“.

www.ci-romero.de

H.E.


Nicht nur Kaffee und Tee… Heute: Spielzeug

Eine meisterliche Karikatur von Gerhard Meister: Irgendwo in Asien, dichtgedrängt sitzen Arbeiterinnen an ihren Nähmaschinen, der Schweiß tropft ihnen von der Stirn auf den Stoff in den Händen – und vor ihnen steht drohend als Einpeitscher der Weihnachtsmann mit der Rute – „Schneller! Die lieben Kinder in Europa warten auf ihre Geschenke!“ legt ihm der Zeichner in den boshaften Mund.
Die Karikatur ist 17 Jahre alt und leider noch so aktuell wie damals: Neueste Recherchen (Nov. 2019) der Organisation „Child Labor“ im Auftrag der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Münster, der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg und des Nürnberger Bündnisses Fair Toys (Nürnberg ist kein Zufall!) in fünf Fabriken, die alle den internationalen, also auch deutschen, Markt beliefern, haben 19 Missstände aufgedeckt, von denen sechs in allen untersuchten Fabriken festgestellt wurden, nämlich keine systematische ärztliche Untersuchung vor Arbeitsantritt, übermäßige Überstunden, keine Zahlung existenzsichernder Löhne, kein 24-Stunden-Sicherheitstraining, Mangel an unabhängigen Arbeitnehmer*innenvertretungen und Mangel an wirksamen Beschwerdekanälen. Andere kommen mehrfach oder vereinzelt
vor, wie z.B. Misshandlungen, keine Schutzausrüstung, schlechte Lebensbedingungen in den Unterkünften und fehlende Sozialversicherung.
Warum machen wir Kinderspielzeug zum Thema?
Drei Viertel des in Deutschland verkauften Spielzeugs kommt aus dem Ausland. Die Hälfte dieser Importe stammt aus China (Wert ca. 2 Milliarden Euro). Wenn im Juli die Hochsaison für die Weihnachtsproduktion beginnt, beginnt auch das Elend: Trotz der vielen Überstunden reichen die Löhne nicht zum Leben, Arbeitsunfälle häufen sich infolge der Hektik und viele Chemikalien belasten die Gesundheit. 1993 brannten zwei Spielzeugfabriken mit zusammen 270 Toten.
Seit 1996 beschäftigt sich die Werkstatt Ökonomie (s.o.) mit dem Thema, und 1999 gründete das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR die Aktion „fair spielt“. Ziel war es, dass deutsche Spielzeugfirmen und der Handel für die Einhaltung grundlegender Arbeitsstandards bei ihren Lieferanten sorgen, aber auch, die Käufer*innen in Deutschland aufzurütteln. Es gab eine „Handreichung für Eltern & Verwandte, Kita-Teams & -Träger“. Die knappen Tipps lauteten: Weniger ist (oft) mehr – Infos einholen - Auf Label achten – Riechtest machen - Billigprodukte meiden - Spielzeug wiederverwenden.
Die genannte Aktion endete 2012, was aber nicht heißt, dass ab 2013 paradiesische Zustände in der Spielzeugbranche herrschten – die Recherchen von 2019 decken es auf.
Immerhin: Von Kinderarbeit ist nicht mehr die Rede!
Tipps und Informationen für nachdenklich gewordene Konsument*innen gibt es mehrere:
www.ci-romero.de/spielzeug_nbft

www.facebook.com/NuernbergerBuendnisFairToys

www.solidar.ch/defair-toys-heft

www.weed-online/publikationen/spielzeug
www.chinalaborwatch.org

Lesenswert auf jeden Fall der „Toys Report 2019“ und das „Dossier CSR Unternehmensverantwortung in der deutschen Spielzeugindustrie“, beide von der Christlichen Initiative Romer e.V. Münster.

H.E.


135 Jahre, 60 Jahre

1885 wurde Afrika (oder ein großer Teil davon) bei der berühmt/berüchtigten „Berliner Konferenz“ auf europäische Mächte aufgeteilt (die Karikatur, wie Fürst Bismarck mit dem Messer in der Hand den „Kuchen Afrika“ den gierig wartenden Staatsmännern zuteilt, ist unvergessen).
Etwa 60 Jahre ist es her, dass 17 afrikanische Länder (von damals 52) unabhängig wurden, darunter so bekannte wie Kamerun, Kenia, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar und andere, mit denen wir als Lieferländer oder aufgrund persönlicher Kontakte Beziehungen haben. 60 Jahre Unabhängigkeit – für die Zeitschrift Publik Forum („kritisch – christlich – unabhängig“) Anlass einen ausgewiesenen Afrikakenner (selbst aus der DR Kongo stammend), Dr. Boniface Mabanza, um ein Interview zu bitten.
Nebenbei: Dr. Mabanza, Literaturwissenschaftler, Theologe und Philosoph, ist auch in Flein kein Unbekannter!
Er referierte am 18.01.2012 im Alten Rathaus zum Thema „Ausverkauf in Afrika“ in perfektem Deutsch über die ganzen Probleme vom sogen. Landgrabbing über die Gier nach Bodenschätzen bis hin zur Spekulation mit Rostoffen (auch Kaffee und Kakao).
Man erinnert sich gern an seine Sachkenntnis, seine blendende Rhetorik und an seinen Humor: „Ich werde Präsident im Kongo!“
Nun, er ist (immer noch nicht) Präsident im Kongo, sondern (immer noch) Koordinator für Handelspolitik bei der „Kirchlichen Arbeitsstelle südl. Afrika“ in Heidelberg.
Was also sagt Mabanza auf die Fragen der Interviewerin von Publik-Forum?
(Nr. 9 v. 15.05.)
Kurzes Fazit: Der Wirtschaftsimperialismus besteht weiter. „Freihandelsabkommen sind ein Beleg für das ungleiche Machtverhältnis zwischen Europa und Afrika. Die Wirtschaftsabkommen von heute produzieren die Flüchtlinge von morgen“.
Das ganze Interview unter www.publik-forum.de („Das koloniale Erbe“).
Im Zusammenhang mit „60 Jahre Unabhängigkeit“ erinnern wir, um es nicht vergessen zu machen, auch an den ungelösten Konflikt zwischen Marokko und der im algerischen Exil lebenden Volksgruppe der Sahrauis, von deren Schicksal wir (damals noch der Ökumenische Arbeitskreis 3. Welt) am 18.11.2001 unter dem Motto „Wüstes Leben – bittersüß“ berichteten.
In der nächsten Ausgabe setzen wir die Reihe „Nicht nur Kaffee und Tee“ mit dem Thema Spielzeug aus China fort.

Weltladen teilweise geöffnet!

Unsere vorübergehenden Öffnungszeiten sind:
donnerstags und freitags von 9 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr.

H.E.

Heute nochmals: Orangensaft                          -                      

Die Frage war: Gibt es Kinderarbeit auf den Plantagen in Brasilien oder nicht?
Erfreulich einstimmige Nachrichten von MISEREOR und CIR (Christliche Initiative Romero): Auf den Großplantagen werden keine Kinder und Jugendlichen beschäftigt. Wenn trotzdem Minderjährige auf Plantagen gesehen werden, arbeiten diese in kleinbäuerlichen Familienbetrieben. So positiv dieser Zustand gegenüber der Zeit vor Jahrzehnten ist, so beklagenswert sind die Verhältnisse noch für die Erwachsenen, meist junge Wanderarbeiter (lesen Sie unseren Bericht in der vorletzten Ausgabe unter Vereinsnachrichten).
Die Nichtregierungsorganisationen und Hilfswerke sprechen von „Sklavenarbeit“ und „Schuldknechtschaft“ (Letzteres deshalb, weil die oft von sehr weit anfahrenden Pflücker schon das Fahrgeld leihen müssen, dazu kommen die Kosten für die Unterkunft, Schutzkleidung, Verpflegung und anders, und diese Kosten müssen abgearbeitet werden). Am besten sind die Verhältnisse dort, wo Gewerkschaften zugelassen sind. Alle Beteiligten empfehlen deshalb, zertifizierten Orangensaft zu kaufen (z.B. von TransFair oder Rainforest Alliance).
Die Weltläden beziehen ihren Orangensaft „Merida“ von der GEPA, deren Projektpartner COOPEALNOR, eine kleinbäuerliche Genossenschaft in Brasilien, die nach internationalen Fair-Handelskriterien unabhängig zertifiziert ist.
Bleibt die Frage nach der (umweltbesten) Verpackung! Der Merida-Saft wurde bis 2007 in Mehrwegflaschen angeboten. Die Nachfrage wurde trotz bester Qualität für den Abfüller zu gering, sodass auf den Tetrapack umgestellt wurde. Ja, manchmal hat es der/die Verbraucher*in selbst in der Hand

H. E. 

Zwischendurch was anderes:
Gibt es nicht schon genügend Gesetze?

Nein – es fehlt noch eines: Das sog. „Lieferkettengesetz“!
Das Gesetz, das Unternehmen zur Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards verpflichtet.
So einfach das klingt, so schwierig (inzwischen wissen wir: unmöglich) ist es, das Gesetz durchzusetzen.
Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, welche die „Petition für ein Lieferkettengesetz“ unterzeichnet haben?
Die Petition nutzte genauso wenig wie 20 Jahre enttäuschendes Warten auf den Erfolg der Freiwilligkeit und der volle Einsatz einer vereinten Zivilgesellschaft (ein Bündnis aus 18 Träger- und 67 Unterstützerorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften, darunter so bekannte Namen wie Brot für die Welt, MISERIOR, ver.di, Die Sternsinger, BUND und viele andere). Selbst der Hinweis auf den Propheten Jeremias, den manche bemühten (schauen Sie selbst nach unter 22,3) hat es nicht vermocht, ausbeuterische Arbeitsbedingungen in Textilfabriken, Kinderarbeit auf Plantagen oder die Zerstörung von Lebensgrundlagen im Rohstoff-Anbau in einen gesetzlichen Rahmen zu zwingen.
Ende 2019 noch voller Hoffnung, berichtet jetzt die ökumenische Zeitschrift Publik-Forum (Nr. 6/2020 Seite 11) vom schwergewichtigen „Njet“ aus Berlin.
Vertane Chance.

H.E.


Mitgliederversammlung, Mittwoch, 29.04.2020

Liebe Mitglieder,

die geplante Mitgliederversammlung am Mittwoch, 29. April 2020 im Alten Rathaus, Flein, findet nicht statt. Wir werden Sie rechtzeitig über einen neuen Termin und gegebenenfalls neuen Veranstaltungsort informieren.

Bleiben Sie gesund!


Fortsetzung Kaffee .... 3

Gold
Gold rangiert sozusagen „außer Konkurrenz“. Der Gipfel der Begehrlichkeit von der Antike über die Raubzüge nach 1492 in Mittel- und Südamerika bis zum sog. „Blutgold“ (z.B. im Osten der Demokratischen Republik Kongo) zur Finanzierung von Bürgerkriegen. Tausende von Zeitungsberichten zu diesem Thema sind in den letzten Jahren darübergeschrieben worden.
Auch in Handys, Smartphones, Computern usw. steckt Gold (neben anderen wertvollen Rohstoffen). Dem Appell verschiedener Organisationen, z.B. missio, Altgeräte nicht wegzuwerfen, sondern fürs Recycling zu spenden, kann man sich nur anschließen. Im Weltladen steht dafür eine Sammelbox.

Kakao

Können Sie sich vorstellen, dass ein Kakobauer in Kamerun, Ghana, der Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) oder in Kolumbien und Bolivien noch nie eine Tafel Schokolade gegessen hat? Er kann sie sich einfach nicht leisten….

Weltweit bauen mehr als 5 Millionen Familien, meist auf kleinen Plantagen, Kakao an. Der größte Teil von ihnen lebt in Armut, weshalb im Kakao-Anbau die Kinderarbeit weit verbreitet ist (allein in Ghana und Côte d’Ivoire sollen es 250.000 Kinder sein, die deshalb nicht zur Schule gehen können).
Schwankende und dann stark sinkende Weltmarktpriese haben den kleinen Kakaobauern das Leben noch schwerer gemacht als es schon vorher war.
Auch hier hilft der Faire Handel – aber: Die Nachfrage ist (noch) zu gering. Als vor einiger Zeit der Geschäftsführer der Siegelorganisation TransFair, Dieter Overath, mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, selbst Fairtrade-Produzenten von Kakao verfügten nicht über ein existenzsicherndes Einkommen, konnte er diesen am Beispiel Côte d’Ivoire leicht entkräften, weil dort die Kooperativen nicht einmal 5 Prozent ihrer Produktion zu den Bedingungen von TransFair verkaufen konnten. Inzwischen liegt der Anteil deutlich höher. Daher gilt: Mehr Fairtrade-Schokolade genießen, was ja auch Entwicklungsminister Müller empfiehlt.

Kautschuk

Matratzen, Schuhe, Schnuller, Autoreifen – was wird nicht alles aus Kautschuk hergestellt! Mehr als 50 000 verschiedene Produkte brauchen als Grundstoff den Saft des Kautschukbaumes, Latex genannt, ursprünglich nur in Amazonien, heute überwiegend (90 %) in Südostasien wachsend.
Interessant ist, dass etwa 85 ‚% des weltweit produzierten Kautschuks aus kleinbäuerlichem Anbau kommen. Aber die idyllische Vorstellung vom saftzapfenden Ureinwohner im Urwald täuscht. Die zahlenmäßig wenigen, aber mächtigen Konzerne sorgen für Monokulturen. Dies bedeutet Entwaldung, hohen Chemieeinsatz, sogar illegale Vertreibungen, schlechte Arbeitsbedingungen und Verlust der Artenvielfalt.
Ein Hoffnungsschimmer: Es ist eine Globale Plattform mit der Industrie, dem WWF, Global Nature Fund und der deutschen Nichtregierungsorganisation SÜDWIND im Aufbau mit dem Ziel, Kautschuk nachhaltig zu produzieren. Die Weltläden führen bereits ein kleines Sortiment von Produkten aus nachhaltig produziertem und fair gehandeltem Kautschuk. (Forts. folgt)
H.E.

Nicht nur Tee und Kaffee (Forts.)

Kaffee

Kaffee ist  d a s   “Dritte-Welt“-Produkt schlechthin – mit Kaffee, könnte man sagen, fing alles an. Anfang der 1970er-Jahre importierte die niederländische „SOS. Wereldhandel“ den ersten fair gehandelten Kaffee von der Cooperative FEDECOCAGUA in Guatemala, der auch in Deutschland unter dem griffigen Namen Indio-Kaffee nahezu reißenden Absatz fand. Verbunden - ? - mit war damit die schonungslose Aufklärung über die Armut der kleinen Kaffeebauern, vor allem in Lateinamerika, und die Ungerechtigkeiten im weltweiten Kaffeehandel.
Das „Schaurig finstere Märchen vom Kaffeekönig und dem Campesino Petro“ machte vor allem in kirchlichen Kreisen die Runde und öffnete Vielen die Augen, das Herz – und den Geldbeutel (denn der alternative Kaffee war teurer als im Supermarkt).
Und heute, 50 Jahre später? Fair gehandelter Kaffee hat seinen kleinen, aber feinen Platz erobert. Die Kundinnen und Kunden haben die Auswahl: Mexico, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica und Kolumbien in Lateinamerika, sowie Ghana, Tansania, Kamerun oder Äthiopien in Afrika liefern beste Arabica-Hochland-Qualitäten, meist Bio-zertifiziert, gemahlen, ganze Bohne, entkoffeiniert oder Espresso, mild oder kräftig – ganz nach Wunsch.
Das Märchen endet „Und wenn er nicht gestorben sind, dann schuftet er noch heute“. Petro ist gestorben (er wäre inzwischen über hundert), aber viele seiner Kollegen in vielen Kaffeeländern, weiblich und männlich einschl. ihrer Familien, haben es besser als er – die 5 Jahrzehnte „Fairer Kaffee“ haben sich gelohnt.

Natursteine aus Indien

„Bist du verheiratet?“ fragte ein indischer 15-jähriger Steinbrucharbeiter einen etwa gleichaltrigen Deutschen, der mit einer Schülergruppe die Kinderarbeit in Indien kennenlernen wollte. Nein, so der Gefragte, er werde studieren, Karriere machen und mit 30 eine Familie gründen. Ungläubiges Staunen des Inders „Aber mit 30 sterben wir ja schon!“ Er kennt sein Schicksal: Staublunge. – Es ist merkwürdig still geworden um die „Steinbruchkinder‘“. Was hat sich geändert, vielleicht verbessert? Wollten wir von Benjamin Pütter wissen, seit er 2012 in Flein war. Fazit des halbstündigen Telefongesprächs von heute: Nichts! Seit er von mächtigen Steinbruchpächtern Morddrohungen erhalten hat, war er nicht mehr dort. Er arbeitet seitdem für „Die Sternsinger“, die sich des Themas Kinderarbeit angenommen haben und verweist im Übrigen auf sein Buch „Kleine Hände – großer Profit (Heyne-Verlag), das nur juristisch unangreifbare Tatsachen enthalte.
H.E.

Nicht nur Tee und Kaffee!

Die Liste der vom ungerechten Welthandel, von Ausbeutung, Sklaverei, Kinderarbeit, Umweltzerstörung, ja sogar Bürgerkriegen verbundenen Produkte, ist lang – zwischen A wie Aluminium und Z wie Zucker ist viel Problematisches einzuordnen:

Aluminium

 Beim Abbau von Bauxit und bei der Aluminiumverhüttung sind entlang der Produktionskette enorme soziale, ökologische und wirtschaftliche Interessen betroffen. Die Aluminiumproduktion ist energieintensiv. Riesige Staudämme sind nötig, um Strom zu erzeugen, und der Regenwald wird wegen des Bedarfs an Holzkohle abgeholzt.
Der Weltgebetstag 2018 lieferte uns am Beispiel des Afobaca-Damms in Surinam viele Informationen.

Bananen

 Über 85 Länder sind an der Bananenproduktion beteiligt, und mehrere Millionen Menschen leben vom Bananenhandel. Aber: In manchen Produktionsländern bezahlen die Menschen den Exporterfolg mit Landvertreibung und Umweltzerstörung.
Die deutsche Nichtregierungsorganisation BanaFair begann deshalb anfangs der 1990er Jahre die sog. „Bananenkampagne“.
Inzwischen gibt es Bio-Bananen und Früchte mit dem Fairtrade-Siegel in vielen Geschäften, was aber nicht heißt, dass man das „Bananenproblem“ vergessen könnte. Noch am 9.5.2015 wurde die Banane als Problemprodukt beim Fairen Frühstück auf dem Platz vor dem Rathaus zum wiederholten Male thematisiert.

Baumwolle (s. auch Bekleidung)

Baumwolle wird auf riesigen Flächen z.B. in den USA, in China, Usbekistan, Indien und Pakistan angebaut. Viele weitere Länder sind mit kleineren Anteilen am weltweiten Baumwollanbau beteiligt, für die die Baumwolle zum Teil große wirtschaftliche Bedeutung hat.
Die weit überwiegend in Monokulturen produzierte Faser verursacht durch hohen Wasser-, Dünger- und Insektizidbedarf erhebliche Umweltschäden, z.B. an den Böden, und gesundheitliche Schäden bei den Bauern und Erntehelfern, ganz abgesehen von der schlechten Entlohnung. Aber auch die nächsten Schritte in der Verarbeitung (Entkörnen, Spinnen, Stricken und Weben, Veredeln und Färben, Konfektionieren und Verpacken) haben ihre sozialen (schlechte Bezahlung, Kinderarbeit) und ökologischen (weite Transportwege) Tücken und Macken – dazu käme noch das Problem der Altkleiderentsorgung.
Warten wir auf unter ethischen Bedingungen hergestellte Kl… (nicht Klamotten, sondern Kleidung) aus Bio-Baumwolle, möglichst zertifiziert.

Bekleidung (Mode, Berufskleidung, Sportbekleidung).

 Eines der größten Probleme in diesem Sektor überhaupt! Es beginnt schon bei der Baumwolle – etwa 4 bis 5 % oder weltweiten Ackerflächen werden für den Baumwollanbau benötigt. Die Bedingungen in der weiteren Produktionskette sind erschreckend, aber nicht neu. Schon 1901 wird ein französischer Textilfabrikant wie folgt zitiert: „Ich beschäftige nur Mädchen von 16 bis 18 Jahren an der Nähmaschine. Werden sie erst 20, so sind sie reif fürs Hospiz…“
Nicht erst durch den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013 mit etwa 1.200 Toten ist das Thema der schlechten Arbeitsbedingungen und miserablen Bezahlung in aller Welt präsent. Bis jetzt ohne großen Erfolg, aber die „Kampagne für saubere Kleidung (Campaign Clean Clothes CCC) leistet seit den 1990er-Jahren Vorarbeit, und unser Entwicklungsminister Müller hat vor kurzer Zeit den (freiwilligen) „Grünen Knopf“ auf den Markt gebracht.  

Aktionen und Angebote finden Sie auf unserer Homepage: www.weltladen-flein -talheim.de und unter: www.flein-gemeinsam.de - Rubrik: Shoppingmöglichkeiten von Fleiner Geschäften.

Nicht nur Greta

jettet mit dem Segelschiff von Kontinent zu Kontinent, sondern auch Kaffee aus Nicaragua. Er heißt sinnigerweise „Ahoi“, ist selbstverständlich fair gehandelt und verbessert den (firmen-)eigenen CO ²-Fußabdruck.
Das 100 Jahre alte Segelschiff namens „Avontuur“ (niederländisch für Abenteuer) ist ein symbolischer Versuch des Fairhandels-Importeurs El Puente in Nordstemmen bei Hildesheim, auf die Umweltverschmutzung im globalen Transportsektor hinzuweisen. Aber es ist auch der Versuch, den Segelfrachttransport wiederzubeleben – mit modernen Schiffen natürlich. El Puente gehört zu unseren Hauptlieferanten (www.el-puente.de) und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen (weshalb sich die Mitglieder der GmbH selbstbewusst „Die Fairtrade Pioniere“ nennen). Wenn die nachhaltige Transportvariante gelingt, hat sich El Puente den Namen „Pioniere“ doppelt verdient.
Die erste Kaffee-Lieferung ist bei El Puente angekommen, aber gleich ausverkauft gewesen.

Filzen und Filz      

ist eine zweischneidige Sache: Wird jemand gefilzt, weil man verbotene Sachen bei ihm oder ihr vermutet, dann kann er oder sie schon kalte Füße bekommen. Auch mit der Filzokratie ist nicht zu spaßen.
Ganz anders ist es mit dem Filz, der seit Urzeiten aus Wolle gewalkt und geformt wird und die Bewohner kalter Gegenden von Kopf bis Fuß gegen die Unbilden des Wetters schützt.
Wie Filz in Nepal bis heute von Hand hergestellt wird, was man daraus alles machen kann, und wie gut es den Arbeiter/innen bei der Firma

HATALE in Kathmandu geht, lesen Sie im Magazin WELTLADEN 3/2019, das bei uns im Laden für Interessierte kostenlos ausliegt. Bedienen Sie sich!

H.E.

In Chile

brennt’s wie in Spanien, Bolivien, Hongkong, Indonesien, im Iran, in Algerien und anderswo.
Der angekündigte Bericht über die aktuellen Verhältnisse in Chile aus der Sicht von Schwester Karoline Mayer lässt auf sich warten. Lassen wir vorerst einen Deutschen zu Wort kommen, der seit 18 Jahren in Valparaíso lebt und arbeitet. Der 55-jährige Techniker im Telefon-Interview mit Publik-Forum: „Seit 4 Wochen (inzwischen sind es 6) brennt es hier in Chile überall. Die Unruhen haben das ganze Land erfasst, es gibt kaum eine Stadt, die nicht betroffen wäre. Es ist ein Hexenkessel. Die Nerven liegen blank, alle sind extrem verunsichert und niemand weiß, wann das alles aufhört.“
Der Interviewte sieht die Ursachen für die Demonstrationen in der Wut über die krasse soziale Ungerechtigkeit, sie fordern mehr Teilhabe, menschenwürdige Renten, höhere Löhne, eine garantierte Bildung und Gesundheitsversorgung.
Der Mann (mit chilenischer Frau und Tochter) will nicht zurück nach Deutschland, er will bei den Menschen bleiben, denen er – gerade jetzt – so verbunden ist.
Wir hoffen, dass der Bericht von Karoline Mayer doch noch eintrifft und zeigen vorerst ein Foto von ihr (mit einem gewinnenden Lachen) im „antiken“ Rahmen im Weltladen.

Aus Chile

haben wir so gut wie nichts im Programm – es ist kein typisches „Entwicklungsland“. Aus den Nachbarländern Peru und Bolivien aber schon, auch aus Kolumbien, Ecuador und aus mehreren Ländern Mittelamerikas genauso wie aus vielen Staaten Afrikas und Asiens. Überall sind Kleinbauern und kleine Handwerksgenossenschaften froh, ihre Produkte über den Fairen Handel – nach strengen Kriterien des Weltladen-Dachverbandes – in Europa verkaufen zu können und damit ihr einfaches Leben zu verbessern. Neben den typischen „Kolonialwaren“ wie Kaffee, Tee, Kakao, Gewürzen usw. haben sie inzwischen auch eine Riesenauswahl an Kunstgewerbe und Gebrauchsartikeln im Sortiment – und dass auch anderswo in der Welt Weihnachten gefeiert wird, ist gerade jetzt in einem Weltladen nicht zu übersehen. Da drängst sich ja der schöne Reim geradezu auf:
               Ein weiteres Mal will ich dran denken:
               Es gibt so viel Schönes zu fairschenken
               - mit Dreifachwirkung fast garantiert -
               (es wurde mehrmals ausprobiert):
               Dem Beschenkten macht’s Freude, ich bin im Glück,
               und aus Übersee kommt ein „Danke!“ zurück.

H.E.



Weltgebetstag 2020 Simbabwe - Nachlese

Ökumenischer Gottesdienst am Freitag, 06.03.2020 im evang. Gemeindehaus, Kellergasse 25

Werden überhaupt Gottesdienstbesucher*innen kommen? War die bange Frage bei uns im Team. Jetzt wo der Corona Virus im Anmarsch ist?

Ja, sie kamen! Unsere 5 vorbereiteten 10er Tische waren gut besetzt, was uns sehr freute. 

Der Weltgebetstags Gottesdienst war wieder eine runde Sache. Die Liturgie kam diesmal von Frauen aus Simbabwe. Der Gottesdienst gestaltete sich kurzweilig, nicht zuletzt wegen der großartigen, musikalischen und gesanglichen Begleitung. Von den Besucherinnen wurde er als informativ und anrührend empfunden, dies schlug sich auch in der Kollekte nieder. Sie ergab 539,- € für Frauen- und Kinderprojekte in Simbabwe.  

Bei Tee und Vanillekuchen, einem Originalrezept aus Simbabwe klang der Abend gemütlich aus. Die originelle und schöne Dekoration fand ebenfalls Anklang!

Herzlichen Dank an die Bäckerinnen, Sprecherinnen, Bastlerinnen, Sängerinnen, Trommlerin, Klavierspielerin, Hausmeisterin und Mesnerin. Sie haben dazu beigetragen, dass dieser Abend so gut angekommen ist.

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, wo es wieder heißt: Informiert beten und betend handeln. Übrigens, ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten: Der Weltgebetstag ist die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen und wird in über 120 Ländern in ökumenischen Gottesdiensten begangen.

Das Weltgebetstagsland 2021 ist der Inselstaat im Südpazifik Vanuatu. Vanuatu?

Dagmar Hauth


Die Notlage im Benediktinerinnen-Kloster Babété in Kamerun

hat sich leider nicht entspannt, wie wir durch unsere regelmäßigen Kontakte von Schwester Odette erfahren.

Nicht nur, dass dort die Zahl der Schutzsuchenden stetig anwächst. Ihre Versorgung mit Lebensmitteln wird noch dadurch erschwert, dass die Regierung den Anbau von Mais verboten hat, damit „Terroristen“ sich in den Pflanzungen nicht verstecken können. So musste im Kloster eben eine Ladung des Getreides unreif verteilt werden. Und jetzt kam noch die dringende Bitte aus dem angrenzenden Katastrophengebiet, einhundert Kinder aufzunehmen, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen, denn seit drei Jahren sind alle Schulen in den westlichen, anglophonen Regionen geschlossen. Wie sollen sich die frankophonen Ordensfrauen entscheiden? Sie müssten u.a. Räumlichkeiten, Lehr- und Lernmaterial und englischsprachige Lehrkräfte bereitstellen. Mit dem Anbau neuer Klassenzimmer an die Klosterschule haben sie erstmal begonnen…
Das sind nur zwei von vielen, vielen Problemen, die in dem Kloster täglich bewältigt werden. Und der Weltladen Flein-Talheim unterstützt die Nonnen dabei seit langem, dank der großen Spendenbereitschaft unserer Kund*innen und Gönner. Es gibt noch viel zu tun.
Wer helfen will – wir planen unsere nächste Geldüberweisung ohne jeden Abzug Mitte Oktober 2019 – kann das Spendenkonto unseres Weltladenvereins nutzen: IBAN 39 6206 2643 0044 9410 13. Kennwort: Kloster Babété. Spendenquittung nur bei Angabe der Absenderanschrift.

J.H.

Sein Manuskript

wird er wohl aktualisieren müssen, wenn er am 15. November nach Flein kommt – der Amazonasexperte Dr. Rainer Putz vom Regenwaldinstitut in Freiburg.
Was hat sich nicht alles ereignet, seit er anfangs des Jahres in Brasilien war: Die katastrophalen Waldbrände sind täglich in den Medien, und ihre Ausmaße sind niederschmetternd! 80.000 (!) Brände in Brasilien, davon mehr als die Hälfte im Amazonasgebiet, der „Grünen Lunge“ der Erde. Jetzt macht der Staatspräsident auch die indigenen Völker (davon gibt es etwa 390) für die Brände mitverantwortlich (Deutschlandfunk 28. 08. 19).
Dazu wird Dr. Putz viel sagen können, sind seine Projektpartner doch die Ureinwohner (ihre Produkte werden über den „Regenwaldladen“ vermarktet).

Der Grüne Knopf

wird die Bedingungen in den Zulieferfabriken (der Textilindustrie) verbessern, da ist unser Entwicklungsminister optimistisch.
Das neue (staatliche) Siegel soll garantieren, dass die Waren eine „höhere ökologische und soziale Qualität“ haben. „Selbst wenn man den Lohn einer Näherin verdreifacht, müsste das nicht zu höheren Preisen führen“, wird Müller in der taz zitiert.
Immer noch wenig genug, wenn man bedenkt, dass der Stundenlohn einer Näherin zum Beispiel in Äthiopien (umgerechnet) 18 Cent beträgt, und dass die Lohnkosten einer Jeans gerademal 1% ausmachen.
Wen betrifft’s? Etwa 60 Mio. Textilarbeiterinnen und –arbeiter weltweit, die oft unter ausbeuterischen Bedingungen in der Mode-, Sport- und Arbeitskleidungsindustrie beschäftigt sind – so beschäftigt, dass fast die Hälfte von ihnen arbeitsbedingte Krankheiten haben!
Die Fairen Wochen (13. bis 27. September) machen den Skandal heuer zum Hauptthema. www.faire-woche.de.

H.E.

Wer weiß denn sowas?

Antwort C war richtig: Der Amazonas-Regenwald lebt (auch) von Afrika!

Wenn in der Westsahara Sandstürme losbrechen und einige Tage später die Autowaschanlagen im Süden Deutschlands Hochbetrieb haben, war es wieder einmal soweit – der scharfe Sand wetzt die Felsen und Steine in der Wüste ab, der mineralische Staub wird hochgewirbelt und vom Passat über tausende Kilometer in das Gebiet nördlich der Alpen getragen, also auch zu uns.

Nur zu uns?

Der weit, weit größte Teil gelangt bis nach Lateinamerika und wird vom täglichen Starkregen in den Tropenwald geschwemmt. Und er braucht es dringend, denn die hauchdünne Humusschicht ist nährstoffarm! Die Weißwasserzuflüsse aus den Anden reichen nicht aus, um die riesige Biomasse des Amazonasregenwaldes zu „ernähren“.

Ein Vorgeschmack auf das, was uns am Freitag, den 15. November 2019 hier in Flein erwartet.

Ist der Referent kompetent?

Aber ja, Dr. Rainer Putz, Diplombiologe, ist einer der neun Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, die 1998 in Freiburg das „Institut für angewandten Regenwaldschutz e.V.“ gründeten, wobei die Bereiche Agrartechnologie, Biologie, Informatik und Medizin vertreten waren.

Die damalige Motivation – Mitverantwortung der Industrieländer für die tropischen Regenwälder und deren Bevölkerung – gilt heute im Zeichen des Klimawandels erst recht.

Das Regenwaldinstitut hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, mithilfe von Wissenschaft und Forschung einen nachhaltigen Schutz der Regenwälder zu fördern.

Der eingetragene, gemeinnützige Verein betreibt außerdem den „Rgenwaldladen“, der Erzeugnisse aus dem Regenwald anbietet, vor allem Körperpflegeprodukte, so z.B. jetzt ganz neu (wohl nach einigen Anfangsschwierigkeiten) das „Regenwald-Deo“ – ohne Aluminium, Mikroplastik, Nanopartikel, ohne Parfum und Konservierungsstoffe und natürlich ohne Palmöl. Wir werden es testen.

Dies passt ganz in die Erkenntnis des schon in einem früheren Beitrag zitierten Wissenschaftlers Prof. Dr. J. Reichholf: „Die Sauberkeit der Indios im Regenwald hat schon die frühesten Forschungsreisenden beeindruckt!“

H.E.


Auch das ist Indien

Die Frau, der die Missionszeitschrift ‚kontinente‘ eine ganze Seite widmet, ist weder Mutter Theresa noch eine sich im Reichtum ihres Mannes sonnende Maharani oder bewunderte Bollywood-Schönheit – es ist einfach die glückliche Tagelöhnerin Remathi, 38, Mutter zweier fast erwachsener Söhne (von einem Mann ist nicht die Rede, vielleicht ist er gestorben), Besitzerin eines strohgedeckten Häuschens und einiger Hühner.

Sie lebt in einem Dorf im Bundesstaat Orissa, hat nette Nachbarn, sauberes Trinkwasser und einen guten Chef. Sie arbeitet dort, wo ihre Firma sie hinschickt, verdient so viel (oder so wenig) wie die Männer, betet samstags und sonntags zur Göttin Durgha und hofft, später einmal in den Himmel zu kommen.

Ihr größter Wunsch? Nein, kein Sechser im Lotto, sondern dass ihre Söhne – wenn auch ohne Studium – bald heiraten und sich ein eigenes Leben aufbauen können.

Wenn man sieht, wie sich Remathi mit strahlendem Gesicht der Fotografin präsentiert, glaubt man der glücklichen Tagelöhnerin.

Ist sie nur eine von 1,2 Milliarden?

Indien ist ja sonst nicht das Land, aus dem von paradiesischen Zuständen berichtet wird – Armut, Unterentwicklung, Kinderarbeit und Ausbeutung prägen das Bild.

Missionare, viele private Projekte und Partnerschaften des Fairen Handels arbeiten engagiert daran, die Situation für einfache Menschen wie Ramathi zu verbessern.

„Viel Erfolg!“ kann man da nur wünschen.

Sommerzeit – Urlaubszeit!

In der Zeit von Donnerstag, 1. August bis Samstag, 31. August haben wir folgende Öffnungszeiten:

Montag bis Samstag von  9 Uhr bis 12 Uhr

Montag bis Freitag von  15 Uhr  bis 18 Uhr

H.E.


Kollekte für Kamerun

Die ehemalige (bis 1919) deutsche Kolonie Kamerun in Zentralafrika erlebt seit drei Jahren einen schweren politischen Konflikt, der erst in den letzten Monaten so langsam bekannter wird. Großen Anteil an der Öffentlichkeitsarbeit hat die Basler Mission Deutscher Zweig.

Von dem Bürgerkrieg zwischen der frankophon dominierten Regierung Kameruns und dem anglophonen Landesteil ist auch schwer betroffen das Kloster St. Benoit in Babété bei Mbouda, zu dem der Weltladen seit langem gute Beziehungen pflegt. Das Problem des Klosters, dessen Schwestern sich vor dem Konflikt hauptsächlich Waisenkindern widmen konnten, ist, dass es nun von vor dem Terror beider Bürgerkriegsparteien fliehenden Menschen regelrecht überrannt wird. Diese suchen Schutz, Hilfe, Verpflegung und Unterkunft – und finden das alles auch im Kloster. Die Schwestern sind aber dadurch in großer finanzieller Not – woher das Geld nehmen für die Versorgung so vieler Menschen?

Dieser Notfall hat die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde veranlasst, die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes beim Fleiner Weinfest dem Kloster Babété als Beitrag in diesen schweren Zeiten zur Verfügung zu stellen.

Der Weltladen bedankt sich im Namen der Schwestern herzlich für diese großzügige Geste der Nächstenliebe.

H.E.




Bönnigheim ist nicht Rothenburg,

 

auch nicht Heidelberg oder Neuschwanstein – trotzdem lohnt es sich hinzufahren (was aber japanische Reisegruppen auf Germany-Tour nicht wissen), um sich vom „Scherba-Kurtle“ alias Kurt Sartorius (dessen Vorfahren bis 1687 schlicht Schneider hießen) durch die erste „Viersektorenstadt Deutschlands“ (Gemmingen, Mainz bzw. Liebenstein, Sachsenheim und Neipperg) führen zu lassen, die Ganerbenstadt, wo 1498 Barbara Schmotzerin das letzte von 53 Kindern gebar und trotzdem kinderlos starb, wo bis vor kurzem in einer Straße noch 21 Wirtschaften waren, wo man 1984 der Wissenschaft den alten Brauch des Nachgeburtvergrabens beweisen konnte und was derart Superlative mehr sind …
Kurt Sartorius („Scherba-Kurtle“ wegen seiner Leidenschaft für Bodenfunde) führte die Ausflügler entlang des roten Strichs zu allerhand alten Gemäuern mit historischer Bedeutung (einschließlich seines eigenen Geburtshauses!), war bestens gelaunt und wußte sein Stadthistorikerwissen, gewürzt mit wahren (oder erfundenen) Anekdoten wort- und dialektgewandt bei seinem Publikum anzubringen. Nicht gefasst war wohl auch er auf die Überraschung des Rundgangs: Offener (Doppel)keller im stilvoll restaurierten Bauernhaus von 1815 der jungen Familie Esch mit selbstgebackenen Flachswickeln und Sekt der Strombergkellerei - hier hätte man gern länger verweilt! Ein Glanzlicht auch die Stadtkirche – St. Cyriakus geweiht, einem jungen Märtyrer, einer der 14 Nothelfer und unter Diokletian im Jahre 304 hingerichtet und dort vor allem der Lettner (einer der wenigen noch erhaltenen) und der große gotische Flügelaltar.
Von der Kirche direkt ins Schnapsmuseum – geht das? Das Bindeglied steht direkt hinter der Predella: Ein Schnapsfläschchen, wie es um 1500 Mode war…
Das Schnapsmuseum, offensichtlich Lieblingskind des vifen Begleiters, zeigt alles, was erlaubt und verboten ist – und (ver)führt zwangsweise in den Keller zur Probe. Die Indikationen der hochprozentigen Medizin sind umfassend, wie der Herr mit dem Gelehrtennamen überzeugend zu vermitteln wusste (allerdings: Einige sog. „Herrenwitze“ weniger, zumal in Gegenwart von Damen, hätten´s auch getan!)
(Bönnigheim wäre übrigens noch schöner, wenn es auch dort einen Weltladen gäbe… - aber was nicht ist, kann ja noch werden).
Ein Wort zum Wetter: Statt der vorhergesagten Schwüle gab´s Sonne und ein erfrischendes Lüftchen, und als Beweis für die Wirksamkeit der Wetterglocke von 1369 war die vom Michaelsberg her drohende schwarze Wolkenwand plötzlich verschwunden, unbemerkt, vom Chronisten aber dankbar notiert.
Der Weltladenausflug – ein weiterer gelungener Beleg für die Richtigkeit der rhetorischen Frage „Warum in die Ferne schweifen?“
Der Vorrat an „nahe liegendem Guten“ reicht wohl auch für die nächsten Jahre.
H.E.


Vollmundig

 

„Baden-Württemberg ist das Land der Nachhaltigkeit“, behauptet das Umweltministerium im Ländle und vertraut dabei offensichtlich auch auf die Kunden und Kundinnen, die sich im Weltladen ein kostenloses Tütchen mit Wildblumensamen abholen.

Nun, einen Versuch ist es ja wert – es blüht ganz schön bunt, wie ein Selbstversuch der Vereinsvorsitzenden Dagmar Hauth beweist (Fotos im Schaufenster).

Vom 1. bis 4. Juni waren die landesweiten „Nachhaltigkeitstage“ – nachhaltig sollte aber jeder Tag des Jahres sein. Was mit Nachhaltigkeit gemeint ist, versteht man ein wenig besser, wenn man den Förster fragt: Nur so viel Holz entnehmen, wie nachwächst.

Was bekommen Sie im Weltladen vom Ministerium geschenkt?

Das „lustige Mal-, Spaß und Geschichtenheft“ für Kinder. Großformat. Zum Ausmalen und mit (sehr kindlichen) farbigen Einzelabbildungen von Blüten, Schmetterlingen, Hummeln, Käfern usw.

 

Samentütchen mit Wildblumenmischungen (Aussaat bis Juli), Kapuzinerkresse (für die Aussaat schon ein bisschen zu spät) und Cherrytomaten (für nächstes Jahr).

Nicht ganz umsonst ist das „Genuss-Kochbüchlein“ mit Rezepten und Tipps zum restlos nachhaltigen Genießen und CO 2 –Sparen mit 99 Seiten, 32 heimischen und 6 internationalen Gerichten, jeweils mit Vorschlägen für die Resteküche. Handlich und sehr appetitanregend!

Würde sollte kein Konjunktiv sein

 

annonciert Brot für die Welt originell im neuen Dossier von MISEREOR und Brot für die Welt in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WELT-SICHTEN. Das Heft (6/19) widmet sich ganz dem Thema Wirtschaft und Menschenrechte und ergänzt die in der o.g. Anzeige genannten Beispielsländer Kolumbien, Tschad und Kongo um Pakistan, Bangladesh und Brasilien (wobei auch diese wiederum nur Beispielsländer sind). www.brot-fuer-die-welt/wuerde; www.misereor.de; www.welt-sichten.org.

Kinder haben Rechte – weltweit!

 

Jedes Kind hat ein Recht auf einen Namen, auf Ernährung und Gesundheit, auf Bildung, auf Spiel und Freizeit, auf Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, auf ein sicheres Zuhause und bei Behinderung auf eine besondere Förderung.

Literatur zum Thema für Kinder und Erwachsene in der Fleiner Ortsbücherei, dankenswerterweise aufgelistet in den Fleiner Nachrichten vom 05. 06. 19 ab Seite 16.

H.E./ 07.06.19
  

SÜDWIND

 

Der Name ist Programm: „Seit fast 30 Jahren engagiert sich SÜDWIND für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit“ schreibt das Institut für Ökonomie und Ökumene in seiner Selbstdarstellung.

Woher der Wind weht, weiß sofort, wer z.B. den jetzt erschienen Jahresbericht 2018 durchblättert – mit Süden sind ja nicht die sonnenverwöhnten Urlaubsregionen in Italien oder Spanien gemeint, sondern Staaten, die manchmal auch noch als  Entwicklungsländer bezeichnet und oft nur als  Lieferanten wohlfeiler Rohstoffe oder billiger Kleidung wahrgenommen werden.  

„Anhand von konkreten Beispielen zu Missständen decken wir ungerechte Strukturen auf, machen sie öffentlich und bieten Handlungsalternativen“, lassen uns die Mitarbeiter*Innen des Instituts wissen. Wissensvermittler und Tippgeber also auch für Weltläden – unter anderem waren 2018 die relevanten Themen:

Baumwolle

 

Armutslöhne, überlange Arbeitszeiten und fehlende Arbeitsverträge prägen die Baumwollproduktion, auch Kinderarbeit in der Produktion von Baumwollsaatgut.

Kakao

 

Ein großer Teil der Bäuerinnen und Bauern lebt in Armut – die niedrigen Einkommen sind die Hauptursache weit verbreiteter Kinderarbeit.

Kautschuk

 

Monokulturen, Entwaldung, Verlust der Artenvielfalt, erhebliche Menschenrechtsverletzungen, illegale Vertreibungen und schlechte Arbeitsbedingungen .

Schuh- und Lederprodukte

 

In großem Umfang Verstöße gegen grundlegende Arbeits- und Menschenrechte, Kinder- und Zwangsarbeit.  

Das angesichts des Internets, der internationalen Handelsbeziehungen und der Flugurlaube in alle Welt gebrauchte Bild von der Welt als Dorf holt der 7-köpfige Vorstand des gemeinnützigen Vereins auf den Boden der Wirklichkeit zurück:

„Von einem Welt-Dorf sind wir noch weit entfernt, wenn wir an die Missachtung grundlegender Menschenrechte in vielen Teilen des Erdballs denken. Dank gnadenlos niedriger Löhne, fehlender Einhaltung von Arbeitsrechten und -sicherheit werden in Asien, Afrika und Lateinamerika oftmals Gewinne erwirtschaftet, die die Schere zwischen Reich und Arm weiter öffnen“.

Für Interessenten: www.suedwind-institut.de

H.E.


 Bär und Behrendt,

die beiden bekannten Kämpfer für Bürgerrechte (Bär z.B. präsent im „Antiken Rahmen“ im Weltladen), werden wieder gebraucht: Die philippinische Regierung plant allen Ernstes, das Strafmündigkeitsalter von 15 auf 12 Jahre herab zu setzen. Das heißt, dass künftig 12-jährige Kinder legal ins Gefängnis kommen – wie seither schon ohne gesetzliche Grundlage und für Bagatellen. Was mit den Eingesperrten passiert, mag man sich gar nicht ausdenken.

Der irische Dickschädel, Pater Shay Cullen, seit Jahrzehnten bekannt für seine Kinderschutzprojekte in Manila, will dies verhindern und Mitte Mai eine Petition im Senat einreichen. Er bittet auch um unsere und Ihre Unterschrift.

Bitte unterschreiben Sie im Weltladen, wo eine Liste noch bis 3. Mai ausliegt. Näheres auch unter www.mangos-fuer-kinderrechte.de  Kein Gefängnis für Kinder – Nein zur Herabsetzung der Strafmündigkeit auf 12 Jahre!

Der Amazonas- Regenwald,

im November Thema einer Veranstaltung im Alten Rathaus, liefert nicht nur Probleme, sondern auch Produkte.

Dr. Rainer Putz, Geschäftsführer des Regenwaldladens in Freiburg, seit über 30 Jahren Amazonaskenner und Referent des Vortragsabends, kündigt eine Neuigkeit an: Das Regenwalddeo in der Pumpsprayflasche. „Das Deo ist bereits in der ausgiebigen Testphase und begeistert uns mit seiner Wirksamkeit. 100% naturrein, ohne Alu, Palmöl, Mikroplastik, Nanopartikel und Parfüm“ schreibt Putz. Auch wir sind gespannt.

Urban im heutigen Sinne

ist ein Modewort und hat nicht viel mit dem Weinheiligen St. Urban („der Städter, der Gebildete“, 3. Jh., Fest 25. Mai) zu tun.

Den „Urban Style“ (verwirklicht in Leder, Textil und Schmuck) kann man wohl nicht nur in der Stadt tragen. Einer der ältesten Fair-Importeure, El Puente (die Brücke), ist wieder einmal Vorreiter – bis zur nächsten Mode …

H.E.

„Tragödie im Westen Kameruns“

 Hier das angekündigte Interview mit unserem Mitarbeiterehepaar Christa und Jens Herbst zum Thema Kamerun.

Frage: Christa und Jens, ihr seid viel- und weitgereiste Leute. Was reizt euch an Afrika und besonders an Kamerun, das ja auch einmal deutsche Kolonie war?

Antwort: Wir haben vor allem die Menschlichkeit, Spontaneität und Fröhlichkeit der Menschen – trotz schwieriger Lebensbedingungen, eine große Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erfahren und schätzen gelernt.

Ist von der „deutschen Vergangenheit“, die bis 1916 ging, noch etwas zu spüren?

Ja, an vielen Orten trifft man noch auf technische, bauliche Einrichtungen, wie z.B. die einzige Eisenbahntrasse, Gebäude und Brücken. Man wird als Deutscher zu diesen Stätten geführt. Und unsere Gastgeber sind stolz darauf; die kolonialen Gräueltaten sind vergessen.

Ihr habt in Kamerun im Kloster Babété ein festes Ziel – nicht nur eine Unterkunft, sondern ein Stück Heimat. Was hält euch in letzter Zeit davon ab, weiter nach Kamerun zu fliegen?

In den letzten zwei Jahren hat sich die innenpolitische Situation in den englischsprachigen Regionen so drastisch verschlechtert, dass uns unsere kamerunischen Freunde aus Sicherheitsgründen dringend von einer Reise abraten. Auch das deutsche Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung veröffentlicht: „Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und separatistischen Gruppierungen mit Toten und Verletzten dauern in beiden Regionen an“.  

Also der Bürgerkrieg, dem ja ein Aufstand der sich unterdrückt fühlenden anglophonen Bevölkerung zugrunde liegt. Steht dieser Teil – etwa 20% der Gesamtbevölkerung – nicht mehr unter dem Schutz von Großbritannien?

Nein, Kamerun ist seit 1960 formal unabhängig. Wir bedauern aber sehr, dass die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die mit Kamerun heute noch wirtschaftlich eng verflochten ist, nicht mäßigend eingreift.

Kamerun – offiziell République de Cameroun – exportiert u.a. Kakao, Kaffee, Baumwolle, Kautschuk, Erdöl und Erdgas – eigentlich kein armes Land – oder?

Ein reiches Land! Aber ein Großteil der Gewinne fließt nach Frankreich, wo die Investoren sitzen. Reiche einheimische Eliten bedienen sich aus den Naturschätzen, z.B. durch illegalen Verkauf von Tropenholz. Außerdem ist Korruption weit verbreitet. Trotzdem: Es gibt praktisch keinen Hunger. Es leiden im Norden des Landes jedoch die in der Landwirtschaft tätigen Ethnien, z.B. der Haussa, und die nomadisierenden Viehzüchter, z.B. die Fulbe, unter dem Klimawandel, weil der Regen ausbleibt. Der ganz an der Nordspitze Kameruns gelegene Tschadsee ist bereits auf ein Drittel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft.

Das Waisenhaus und aus aktuellem Anlass auch das Kloster in Babété wird vom Weltladen Flein und privaten Spendern finanziell unterstützt. Glaubt ihr, dass dieses Geld gut angelegt ist, auch nachhaltig?

Auf jeden Fall! Die Schwestern unter ihrer Leiterin Odette legen großen Wert darauf, dass die Waisenkinder bei ihnen eine gute Schulausbildung bekommen, der sich oft eine handwerkliche Ausbildung anschließt, z.B. in der Tierzucht, als Gärtner oder Bäcker. Da es sich bei den Kindern meist um „Sozialwaisen“ handelt, bietet das Kloster für sie auch ein „Ersatzfamilienleben“. Und bei der Flüchtlingsnothilfe hoffen wir, dass sie nicht auf Dauer erforderlich ist.

Nochmals zu den derzeitigen politischen Verhältnissen: Dem seit 36 Jahren regierenden 86-jährigenPräsidenten und seiner Familie wird ein Leben in Luxus vorgeworfen, wie die Zeitschrift Welt-sichten“ in der neuesten Ausgabe berichtet. Das könnte man hinnehmen, wenn der Bürgerkrieg nicht wäre, zu dessen Ende die Basler Mission mit einer Petition, überschrieben mit „Frieden durch Gerechtigkeit in Kamerun“ aufruft. Kann man diesen Aufruf nach eurer Kenntnis des Landes unterschreiben?

Unabhängig vom Bürgerkrieg klagen wir das korrupte Luxusleben des Präsidenten von Kamerun an, weil der Bevölkerung die öffentlichen Reichtümer gestohlen werden. Aber zur Petition: Sie analysiert die politische Situation in Kamerun ausgewogen und richtet sich an einflussreiche Verantwortliche in unserem Land. Wir werben sehr für möglichst viele Unterschriften, um dem Ruf nach kurzfristiger Beendigung der Tragödie im Westen Kameruns großes Gewicht zu verschaffen. Die Petition liegt zur Unterschrift im Weltladen aus oder ist online verfügbar unter https://brennpunktkamerun.org/?p=1068.

Ihr werdet am Montag, 29. April ab etwa 20 Uhr im Alten Rathaus in Flein mit Bildern

über eure Kamerunerfahrungen berichten. Was hat der Zuhörer / die Zuhörerin (außer den köstlichen Proben der unvergleichlich leckeren Ananasschnitten) zu erwarten?

Viele Informationen unter dem Titel „So haben wir Kamerun kennen gelernt – und das ist

der Zustand heute“. Das wird leider nicht so „köstlich“.

Was heißt „Willkommen!“ in der Verkehrssprache der Bevölkerung Kameruns?

Auf Pidgin sagt man „I salome oh“.

Also dann: „I salome oh“ am 29. April im Alten Rathaus in Flein!

 H.E.


So viele schlechte Nachrichten

aus der „Dritten“ Welt: Hunger, Ausbeutung, Bürgerkriege, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Missernten, Überschwemmungen … Gegen diese Trostlosigkeit hilft vielleicht, den Bildkalender von COMUNDO nochmals anzusehen, bevor er im Altpapier verschwindet. COMUNDO, eine Hilfsorganisation in der Schweiz, betreut vor allem Projekte für benachteiligte Kinder in Afrika und Lateinamerika.

Es gibt noch erheiternde und Mut machende Nachrichten von der südlichen Halbkugel, zum Beispiel das Foto vom Karnevalsumzug in Bogota, wo Posaunen, Saxophone und Trommeln gegen die Schrecknisse des (jetzt vielleicht beendeten) Bürgerkriegs ankämpfen. Ebenfalls aus Kolumbien die drei etwa 6-Jährigen, die mit blitzenden Augen und Zähnen und dem Victoryzeichen in die Kamera lachen. Überhaupt ist COMUNDO in Kolumbien stark vertreten: Im Armutsviertel von Tumaco zu leben, ist bestimmt kein Zuckerschlecken, aber Cindy und Maris Isabel geht es offensichtlich gut im Jugendzentrum, betreut von Ulrike Purrer. Sie lernen sich selbst und anderen zu vertrauen – man sieht es ihnen an, genauso wie den drei kleinen Malerinnen, die mit Pinsel und Acrylfarben ihre Vorstellungen von einer glücklichen Zukunft aufs Papier bringen.

Auch in Bolivien gibt es lachende Kinder, wie das Foto vom Tischfußball zeigt – bunt und fröhlich wie die Landestrachten. Oder ein anderes aus der Hauptstadt, auf dem die große Schwester dem kleinen Bruder zeigt, wie man auf dem Hauptplatz richtig Tauben füttert (im Hintergrund kolonialbarocke Prachtbauten im schönsten Gelb und Weiß).

Auch auf den Philippinen gibt es dank COMUNDO glückliche Kinder, die sich in voller Kleidung (!) im grünklaren des Pazifiks tummeln. COMUNDO unterstützt hier benachteiligte Gemeinschaften bei der Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen.

Afrika steht ebenfalls auf der Agenda des Hilfswerks: Zwei Schönheiten im Parterinnenlook posieren selbstbewusst auf dem reich bestückten Wochenmarkt von Kabwe/Sambia, und auf dem Gelände der Vorschule des AIDS-Hospizes ebenfalls in Kabwe herrscht unbeschwertes Treiben mit alten Autoreifen, an dem auch die Betreuerin Regina Hesse ihre helle Freude hat.

Das musste auch mal gesagt werden.

Die BUGA

wirft ihre Schatten voraus – bis hin zu den Weltläden.

Im sog. „Weltgarten“ (das trifft sich doch gut) werden neben den Umweltverbänden auch einige Weltläden mit Informationen präsent sein, erhofft man sich doch mit (erwarteten) 2 Millionen Besuchern deutlich mehr Interessierte, als Flein, Heilbronn, Weinsberg, Neckarsulm und Wimpfen (das sind die teilnehmenden Weltläden) zusammen Einwohner haben.

Da muss man wohl auf viele Fragen gefasst sein.

H.E.


„Charta“

ist ein anspruchsvoller Begriff: Man kennt die Charta der Vereinten Nationen, die englische Magna Charta von 1215, die Atlantik-Charta von 1974 oder auch das „Charta“ genannte Manifest der CSR-Bürger beim Kampf um Menschenrechte.

Seit 25. September 2018 hat auch der Internationale Faire Handel eine Charta. Sie erklärt, wie „die Globale Bewegung des Fairen Handels an einer Veränderung des Handels arbeitet, um Fairness, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit für Mensch und Umwelt zu erreichen“.

Die Charta hat sich 3 Ziele gesetzt

1.     Sie unterstützt die Organisationen des Fairen Handels dabei, das Bewusstsein der Verbraucher*innen und Bürger*innen für die Bedeutung und die Wirkungen des Fairen Handels zu stärken, so dass mehr Menschen zur Mitwirkung und Unterstützung motiviert werden.

2.     Sie fördert die Zusammenarbeit unter Fair-Handels-Organisatoren, indem sie ihre jeweiligen Missionen und Strategien mit der gemeinsamen Philosophie der Bewegung verbindet. Zudem fördert sie die Zusammenarbeit mit der Solidarwirtschaft, die Biobewegung und anderen Bewegungen mit ähnlichen Zielen wie denen des Fairen Handels.

3.     Sie hilft anderen Menschen (in Regierungen, der Wissenschaft oder im Privatsektor), die mit Fair-Handels-Organisationen zusammenarbeiten, die Werte und Ansätze anzuerkennen, die die weltweite Bewegung einen.

Die komplette Fassung in dem bebilderten 30-seitigen Heft „Die Internationale Charta des Fairen Handels“ ist zu bestellen bei Transfair e.V., Remigiusstr. 21, 50937 Köln-Sülz (www.fairtrade-deutschland.de; info@fairtrade-deutschland.de) oder bei Forum Fairer Handel e.V., Chausseestr. 128, 10115 Berlin (www.forum-fairer-handel.de; info@forum-fairer-handel.de).

In Deutschland wird die Charta von 29 renommierten Organisationen unterstützt, darunter Brot für die Welt, Misereor, Welthungerhilfe, Friedrich-Ebert-Stiftung, Die Sternsinger – um nur die bekanntesten zu nennen.

Mehr unter www.fair-trade.website

H.E.

Der Regenwald

so belehrt uns das Lexikon, sei „ein immergrüner Naturwald ganzjährig feuchter Gebiete, der in tropischen, subtropischen und sogar gemäßigten Regionen wie z.B. in Süd-Chile und Südwest-Kanada vorkommt“.

Wer hat Angst vorm Regenwald?

Lauern da nicht Tiger und Jaguare, giftige Schlangen und Spinnen, Myriaden von Blutsaugern, versteckte Wasserlöcher, alles erwürgende Schlingpflanzen und die Curarepfeile der Ureinwohner?

Nun, man muss ja nicht gerade dort Urlaub machen. In die Tiefen des Regenwaldes einzudringen bleibt Forschern, Abenteurern, Menschenrechtlern, Missionaren und – großen Konzernen vorbehalten. Das Geschäft mit dem Tropenholz lockt, und wo lassen sich einfacher und schneller riesige Flächen niederbrennen, um Platz zu schaffen für Soja, Palmölplantagen oder Rinderweiden – legal oder illegal.

Ein Großteil des Regenwaldes in Brasilien, Zentralafrika und Südostasien ist bereits gerodet, Klima hin oder her.

Der Regenwald wird uns in diesem Jahr noch öfter beschäftigen.

H.E.

Trommeln ist in,

was man aber am Freitagabend im Rathaus hörte, war ein Trommelfeuer der Lebensfreude: vier Trommler und zwei Tänzerinnen brachten die Besucher des Burundi-Abends ordentlich in Schwung und Laune, bevor der Referent Philipp Ziser, von der Steuerungsgruppe eingeladen, seinen als Reisebericht angekündigten Vortrag begann – immerhin war der Mann acht Jahre lang, von 2006 bis 2014, für den gemeinnützigen Verein Burundi-Kids e.V. in dem kleinen Land des Kontinents Afrika tätig.

Burundi ist grün, es wächst alles und das Klischeebild „Löwenrudel im Schatten eines dürren Baumes der Grassteppe bei Sonnenuntergang“ wurde bestimmt nicht in Burundi aufgenommen.
Wer das Land –und das Nachbarland Ruanda- nur mit der Massenschlägerei bzw. –schlächterei 1993/94 in Verbindung bringt, wird durch die Ausstellung des Partnerlandes Baden-Württembergs (Burundi war in alter Zeit auch einmal deutsch) und die Ausführungen des Referenten eines Besseren belehrt. Es geht aufwärts, wenn auch die Lebensverhältnisse Vieler als Folge des bis 2004 dauernden Bürgerkrieges noch von Not und Hunger geprägt sind.
Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, vor allem den Kindern Schutz und Schulbildung zu geben. Mehr unter
www.burundikids.org.
Zum Abschluss noch einmal Trommeln und Tanzen mit Grazie und zirkusreifen Luftsprüngen – grandios! 100 Beifall klatschende Hände mehr wären durchaus angemessen gewesen. Die Ausstellung geht noch bis Samstag, 09.02.19.

Von 10 bis 12 Uhr Burundi-Film und Burundi-Kaffeeprobe.


Produktinfo, einmal ganz launig

 

„Mit 70 ° heißem Wasser übergießen und zwei Minuten ziehen lassen“ – Sie ahnen es schon: Es handelt sich um grünen Tee. „Mit kochendem Wasser übergießen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen“ – Richtig: Kräutertee.

Ein Thema mit Variationen.

Die Legende erzählt, der Kaiser von China sei – es ist etwa 3000 Jahre her – einmal auf Reisen gewesen. Er ließ sich in einer Sänfte tragen, obwohl das Rad schon erfunden war. Als die Träger nicht mehr konnten, rastete man im Schatten eines Gebüschs. Der Hofmarschall machte ein Feuerchen und kochte Wasser ab, das der Kaiser so gerne trank. Jetzt wurden aber von der Hitze einige Blätter des Busches welk und fielen in das Kochgeschirr. Der erschrockene Lakai hatte keine Zeit, frisches Wasser aufzusetzen, da der Kaiser sofort trinken wollte, als er aus dem Mittagsschlaf erwacht war. Die Blätter wurden deshalb nur schnell unbemerkt herausgefischt und seiner Majestät ein Becher des Getränks gereicht. Aber – oh Wunder! – der große Gebieter war nicht nur gelabt, er lobte den Trank in den höchsten Tönen. Er hatte nämlich – was aber damals noch niemand wusste – Tee getrunken. Den wollte er jetzt jeden Tag haben, und wenn er ihn nicht bekomme, koste das den Hofmarschall Kopf und Kragen. Weder das eine noch das andere wollte der so Bedrohte natürlich riskieren und stopfte sich beim Weitermarsch die Hosentaschen voll mit den Wunderblättern. An diesem intimen Ort gerieten die Blätter in Gärung (in heutiger Sprache „Fermentation“) und waren so für den nächsten Aufguss vorbereitet.

Aber wie das so ist mit schönen Legenden, sie stimmen eben meist nur halb: Nach China kam der Tee erst im Jahre 369 n.Chr. und zwar aus dem Gebiet Assam in Indien. Dort gibt es ihn heute noch.

Besonders die Ostfriesen schätzen ihn sehr und beweisen damit, dass der Ostfriesentee nicht an der Nordsee wächst.

Kleines Rätsel zum Schluss: Wie schreibt man T-Shirt? Antwort: Man kann es zur Abwechslung auch mal Tea-Shirt schreiben.
H.E.

Wenn der Druckfehlerteufel seine Hand im Spiel hat, dann gleich richtig!

 

Das Quinoa-Rezept, das wir empfahlen (und weiterhin empfehlen), enthält gleich drei Fehler:

  1. Nicht der Verstand der Indios (der vielleicht auch) wurde durchs Quinoaessen    gestärkt, sondern der Widerstand (gegen die Eindringlinge).
  2. Für das Rezept werden nicht 500 Gramm Quinoa gebraucht sondern nur die    Hälfte, also 250 Gramm (ein halbes Pfundpäckchen).
  3. Auch das Wort „verkochen“ ist falsch, es muss „vorkochen“ heißen, vollständig    also „das Quinoa nicht vorkochen.“
    Jetzt stimmt es aber! Wir bitten um Entschuldigung und nochmals Guten Appetit!

 


Eine unscheinbare Pappschachtel
genügt, um veraltete, aus der Mode gekommene oder defekte Handys zu sammeln. Handys, Smartphones und Genossen. Die Schachtel steht im Weltladen, und wenn sie voll ist, wird sie an ein seriöses Recyclingunternehmer weitergeschickt.
Warum der Aufwand?
Man weiß es und kann trotzdem nicht auf den heute unverzichtbaren Begleiter verzichten.
Aber „das Ding“ enthält Sprengstoff – nicht im wörtlichen Sinne, bewahre! Aber z.B. Gold und Colombit-Tantalit, besser bekannt als Coltan. Rund ein Viertel der Weltproduktion an Coltan wird im Kongo gefördert. Dort gibt es seit einigen Jahren einen regelrechten „Coltanrausch“, der inzwischen 50.000 Schürfer in die Berge von Rubaya lockte. Die ehemaligen Bauern graben jetzt nicht mehr um, damit Kartoffeln oder Mais in den Boden kommen - sie schürfen nach Coltan. Das wäre –abgesehen von der Naturzerstörung- alles ganz harmlos, aber im Ostkongo herrscht Bürgerkrieg. Wenn jetzt im Rathaus (Flein) das kleine Land Burundi vorgestellt wird, fällt einem sofort das Nachbarland Ruanda ein, wo 1994 der Konflikt zwischen Tutsi und Hutu zu einem Völkermord führte, ein Konflikt, der „auch Ostkongos Kriege am Leben hält“, wie die taz-Korrespondentin Simone Schlindwein aus Rubaya berichtet. Eigentümer der Rohstoffe ist eine Firma, die einem reichen Tutsi gehört, der Grund und Boden aber gehört den Hutu. Beide verteidigen ihre Rechte mit Waffengewalt (Details ersparen wir Ihnen).
Darum: Gold, Coltan und andere seltene Erze in den Computern, Handys, Smartphones usw. nicht einfach gedankenlos wegwerfen, sondern wiederverwenden.
Das ist der Sinn und Zweck der Schachtel im Weltladen, der Box anderswo und der Aktion www.missio-hilft.de/goldhandys.
Ebenfalls aus Ostafrika: Ruanda, Uganda und Tanzania wollen jetzt den Import von Altkleidern einschränken, weil dieser der einheimischen Textilindustrie schadet.
H.E. 26./01.19

Unternehmens“verantwortung“

 

Karatschi/Pakistan, 11. 09. 2012

Die Textilfabrik Ali Enterprises brennt, und es sterben 259 Männer und Frauen, davon 160 zwischen 14 und Anfang 20.

Frau Khatoon (52) hat bei dem Unglück (u.a. waren die Notausgänge verschlossen) ihren einzigen Sohn verloren, mit 18 Jahren ihr Beschützer, Helfer (die Mutter ist krank) und Ernährer.

Saeeda Khatoon gehört zu den vier Betroffenen, die vor Gericht einen deutschen Textil-Discounter, Hauptabnehmer von Ali Enterprises, in die Pflicht nehmen wollen. Das Unternehmen hat  - Gewissensbisse? – 5 Millionen Euro in einen Fonds für die Hinterbliebenen eingezahlt. Der Taschenrechner bringt es an den Tag: 5.000.000 geteilt durch 259 = 19.305,02 Euro – so viel ist ein Mensch in Pakistan wert. Und der Prozess? Vor wenigen Tagen erging die Entscheidung: Anspruch verjährt. Kommentar überflüssig.

Staatskaffee

Ja, wird jetzt auch im Ländle Kaffee angebaut? Das könnte man meinen, wenn auf einem 250g-Päckchen des Landeswappen prangt … Nein, es ist viel einfacher: Seit über 30 Jahren pflegen Baden-Württemberg (35.750 qkm) und Burundi im fernen Ostafrika (27.834 qkm) eine Partnerschaft. Also, der Kaffee kommt aus dem Kaffeeland Burundi und der größere Bruder hat ihm sozusagen den „Imprimatur-Stempel“ aufgedrückt.

Mehr über Burundi (wir erinnern uns noch an die Massaker vor 25 Jahren, eine schwere Belastung für die jungen Partnerschaft) in der Ausstellung zu Land, Kultur, Menschen und einer Partnerschaft auf Augenhöhe vom 21. Januar bis 8. Februar im Rathaus Flein, ferner am 1. Februar um 19 Uhr bei einem Reisebericht, burundischer Musik und Kaffeeverkostung, und bei einer Finissage mit Film und Kaffeeverkostung am Samstag, 9. Februar von 10 – 12 Uhr. Veranstaltet von der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Gemeinde Flein. Es hängen entsprechende Plakate aus und das Titelblatt der Fleiner Nachrichten weist ebenfalls auf die Veranstaltungen hin.

H.E. 19.01.19

Très chers amis et bienfaiteurs

 - in bewegten Worten bedankt sich Soeur Odette bei ihren lieben Freunden und Wohltätern!

Wie, Sie kennen Schwester Odette nicht? Kein Wunder, leben doch sie und ihre Mitschwestern viele Flugstunden entfernt im afrikanischen Kamerun. Sie (43) ist dort die Vorsteherin des Klosters St. Benoît nahe der Stadt Mbouda im kleinen Dorf Babété.

St. Benoît deutet schon darauf hin: Das Kloster mit Waisenhaus ist dem Ordensgründer der Benediktiner gewidmet, dem Hl. Benedikt von Nursia/Umbrien, wo er im Jahre 480 geboren ist. 40 Jahre später wurde er der erste Abt von Montecassino und prägte die weltbekannte Regel „ora et labora“ - bete und arbeite.

Diesem Motto werden auch die Schwestern von Babété nach allem, was man über sie hört (unser Mitarbeiter-Ehepaar Christa und Jens Herbst waren mehrmals dort und haben bis heute regelmäßigen Kontakt zum Kloster), mehr als gerecht: Nicht nur, dass sie Waisen aufziehen und ausbilden, nein, auch viele Menschen aus dem Bürgerkriegsgebiet (Mbouda liegt nahe der Grenze zum englischsprachigen Teil des Landes) suchen ebenso Unterschlupf im Kloster wie die Armen aus der nächsten Umgebung. Zur Eigenversorgung bewirtschaften die Nonnen gärtnerische und landwirtschaftliche Flächen. Zum Weiterverkauf stellen sie Joghurt her, halten 500 Legehennen zum Eierlegen und produzieren Trockenfrüchte (in Deutschland über die Abtei Münsterschwarzach vertrieben, auch an unseren Laden), das bringt etwas Geld in die Kasse.

Aber was ist eigentlich los in Kamerun? Bald nach der Unabhängigkeit charakterisierte ein großer Weltatlas 1962 das Problem so: „Kamerun ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus einem willkürlich begrenzten Kolonialgebiet nun ein selbständiger Staat entstehen soll“ - an die Berliner Afrikakonferenz 1884 sei erinnert.

Der kleine englischsprachige Teil und der deutlich größere französischsprachige Teil waren trotz Volksentscheid von Anfang an latent eine konfliktträchtige Konstruktion. In der Ausgabe vom 23. 11. 18 titelte nun aber das Publik Forum: „Im Westen tobt ein Bürgerkrieg“ und ließ für den Bericht einen evangelischen Pfarrer – selbst unmittelbar Betroffener – telefonisch zu Wort kommen. Aktuelle Infos auch unter http://brennpunktkamerun.org.

Weil sich die meisten Bürger im anglophonen Teil des Landes unterdrückt fühlen (oder es sind?) und mit demokratischen Mitteln erfolglos mehr Rechte forderten, riefen Separatisten dort 2017 symbolisch den Staat Ambazonien aus. Die französisch dominierte Regierung bezeichnet die Separatisten, die sich selbst „Amba-Fighters“ nennen, als Terroristen und bekämpft sie gnadenlos, der Präsident hat ihnen ausdrücklich „den Krieg erklärt“. Die Gewalt eskaliert auf beiden Seiten. Die Regierungstruppen werden beschuldigt, auf der Suche nach Amba-Boys ganze Dörfer niedergebrannt zu haben. Nach UN-Berichten sind 300.000 Kameruner ins Nachbarland Nigeria geflohen. Wer in die andere Richtung flüchtet, hat vielleicht Glück und landet im Kloster St. Benoît – siehe oben. Das sind diejenigen, die Soeur Odette „refugiés de la crise sociopolitique“ nennt, Flüchtlinge der Krise, die das Land seit zwei Jahren erschüttert.

Die Menschen, die unserem Spendenaufruf gefolgt sind, sollen wissen, dass ihr Geld in Babété angekommen ist und dringend gebraucht wird. Vielen Dank!

Für 2019 wünschen uns Schwester Odette und ihr ganzer Konvent „Prospérité, paix, joie, amour et beaucoup de sourire“, also Wohlstand, Frieden, Freude, Liebe und viele schöne Momente!

H.E.

 Jahresrückblick 2018

„Weiter so!“ wünschten wir uns selbst im Jahresrückblick 2017.

Jetzt, ein Jahr später, können wir feststellen: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Der Stein, ein harter Brocken – dieses wohl weltweit geltende Wirtschaftsprinzip, das den eigenen Vorteil als Maxime bevorzugt. Anders der Faire Handel, wo der Abnehmer (in der reichen Welt) den Produzenten (in der armen Welt) als Partner sieht und entsprechend behandelt. Kein Außenseiterdenken mehr, wie immer wieder Äußerungen unseres Entwicklungshilfeministers belegen.

Wir sind dankbar dafür, dass wir unsere Positionen zu den Themen der „3. Welt in den Fleiner Nachrichten darstellen können – und das schon lange, bevor Flein „Fairtrade –Town“ wurde.

Die sehr detaillierten Artikel der Steuerungsgruppe sind in diesem Kontext wertvolle Ergänzungen und Unterstützung.

Der Weltladen wird vom Verein „Weltladen Flein-Talheim e.V.“ getragen, und das durchaus mit Erfolg. Ein fester Stamm von Mitarbeiter/-innen sorgt dafür, dass „der Laden läuft“, die Finanzen stimmen, Warenkunde vermittelt wird, die Vereinsstatuten eingehalten werden und – die Geselligkeit nicht zu kurz kommt.

Der regelmäßige Info-Abend mit Shining Eyes e.V., die Mitgliederversammlung, Vorstandssitzungen, Ladentreffs, Teilnahme am Weltgebetstag (heuer Surinam), Stammtisch und Ausflug (sehr gelungen) seien stellvertretend für viele Aktivitäten genannt. Dass eines unserer Mitarbeiter-Ehepaare wieder zum „Adventsschmökern“ in der Ortsbücherei war und andere Mitarbeiterinnen unseren Laden beim Adventskaffee der Evangelischen Kirchengemeinden in Horkheim und Flein repräsentierten, dass wir die Päckchen für „Weihnachten im Schuhkarton“ entgegengenommen haben und das ganze Jahr über alte Handys fürs ressourcensparende Recycling eingesammelt haben, gehört schon zur Tradition.

Zwei dringende Hilferufe haben uns Ende des Jahres aus Kerala (Indien) und Kamerun (Afrika) erreicht: Der Orden des in Untergruppenbach wohnenden und von dort bis Lauffen a. N. tätigen Pfarrers Pater Augustine (Vinzentiner) will den Ärmsten der Armen im Nachbardorf nach der Jahrhundert-Flutkatastrophe einfache Häuschen errichten, und im französischsprachigen Teil von Kamerun ist es das Kloster Babété, das hunderte Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem englischsprachigen Teil des Landes aufgenommen hat und seine Freunde um Hilfe bitten muss, um die Menschen mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen.

Beiden wurde mit Überzeugung Spenden im Rahmen des dem Verein Möglichen überwiesen, ebenso dem Projekt unserer Ilsfelder Mitarbeiterin in Paraguay.

Wieder sagen wir „Auf ein Neues“ und „Weiter so!“

H.E.

Es brennt überall

-nicht nur in Kalifornien.
Auch Überschwemmungen und Bürgerkriege kosten viele Menschenleben, zerstören die Häuser und die Ernte.
Aus Kerala (Bundesstaat im Südwesten Indiens) und Kamerun (Westafrika) erreichten uns zwei Hilferufe:
Kerala
Das dichtbesiedelte kleine Land mit 600 km langer Küste am Arabischen Meer war seit dem 8. August nach dem größten Monsunregen seit 100 Jahren vollständig überflutet. 500 Menschen wurden tot geborgen (die Dunkelziffer ist höher), tausende Häuser, Brücken, Straßen und Eisenbahnlinien wurden weggeschwemmt oder durch Erdrutsche verschüttet und – die Ernte zerstört. 66 Prozent der Menschen leben von der Landwirtschaft, die Reis, Kautschuk, Bananen, Gewürze, Cashew- und Kokosnüsse, Kakao, Kaffee (seit 1670!), Ananas und vieles andere erzeugt. Die Flut ist zurückgegangen, es wird aufgeräumt und wiederaufgebaut. Die Kongregation der Vinzentiner, zu der Pater Augustine, Pfarrvikar der Großgemeinde St. Franziskus (von Lauffen bis Untergruppenbach) gehört, hat beschlossen, im besonders schwer betroffenen Nachbardorf 30 der allerärmsten Familien –landlose Tagelöhner- ein bescheidenes Häuschen (2 Zimmer, Küche) für einen Neuanfang hinzustellen. Der Weltladen unterstützt dieses soziale Projekt mit 500 Euro.



„Die Größe eines Menschen

liegt in seinem Herzen“ – wer wollte hier der Leitfigur der Gewaltlosigkeit, Wahrheit, spiritueller Tiefe und Engagement gegen Unterdrückung, Mohandas Karamchand Gandhi, genannt „Mahatma“ (vor genau 70 Jahren ermordet), widersprechen?

In den Wochen vor Weihnachten drängen sich geradezu die Gedenktage von Vorbildern der Menschlichkeit – am 4. Oktober Franz von Assisi, der die Menschen und die Schöpfung liebte, am 11. November Martin von Tour (in aller Welt bekannt durch die Mantelteilung), am 19. November Elisabeth von Thüringen, die am landgräflichen Hofe nur aß, was nicht aus Ausbeutung und Ungerechtigkeit stammt, und die mit nur 24 Jahren starb – geschwächt von ihrem Einsatz für die Armen, dann am 6. Dezember Nikolaus von Myra (heute Demre), in etwa 200 Legenden geradezu als Ikone  der Menschlichkeit bekannt geworden, tausende kleine und große Hilfswerke und Projekte wie die Aktion „Mantel teilen“, Menschen in Not, Weihnachten im Schuhkarton und ab 6. Januar die Sternsinger, 2019 unterwegs mit dem Motto „Segen bringen, Segen sein! Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!“ – ganz abgesehen vom menschlichsten Fest überhaupt: Weihnachten.

Auch der Faire Handel bietet eine wundervolle und zugleich bequeme Möglichkeit zu helfen.

In vielen Ländern der sog. „Dritten Welt“ sind Kleinbauern, Handwerker, Plantagen- und Textilarbeiter/innen aufgrund schlechter Böden, fehlender Infrastruktur oder ungerechter gesellschaftlicher Verhältnisse vom lohnenden Marktgeschehen abgeschnitten.

Hier springt der Faire Handel ein, Fair-Importeure als Partner der Benachteiligten. Sie bieten existenzsichernde Preise bzw. Löhne, langfristige Abnahmeverträge, Boni für Bio-Anbau, Beratung und, bei Bedarf, Vorauszahlungen.

Über die Weltläden kommen die Produkte auf den Markt in Europa – bei bestem Gegenwert fürs Geld. Reich bestückt, gerade jetzt vor Weihnachten.

Nebenbei bemerkt: Der Weltladen Flein-Talheim wird für die Betroffenen der „schlimmsten Flut seit 100 Jahren“, die vergessene Katastrophe in Kerala/Südindien, eine größere Summe überweisen.
Der aus Kerala stammende Vinzentinerpater Augustine berichtete in Untergruppenbach und Talheim über den derzeitigen Stand.

Wenn Sie Kerala helfen möchten, können Sie gerne Ihre Spende auf das Konto:
Katholische Kirchengemeinde St. Franziskus KSK Heilbronn
IBAN DE97 6205 0000 0006 8612 29 überweisen!
Verwendungszweck: Spende Jahrhundertflut Kerala/ Indien.

H.E./ 20.11.18

 Brot für die Welt und MISEREOR – Wandkalender

 

Der Klassiker!
Manche kaufen ihn halbdutzendweise zum Verschenken – den attraktiven, querformatigen Wandschmuck mit 12 gar nicht langweiligen Farbfotos aus Ägypten, Äthiopien, Kenia, Sierra Leone, Südsudan, Tanzania, Indien, Indonesien, Thailand, Kolumbien und Peru. Gratis auf den Rückseiten: Informationen zum Bild und zum Land. Begeisternd!     04.11.18D.H /H.E

 Schenke eine Ziege - Wandkalender

 

Weitere Info zum Verein Schenke eine Ziege e.V. hier


„Am besten riechst du,

wenn du nicht riechst!“ lautete ein guter Rat in den 1950er Jahren. Das waren noch Zeiten – aber Zeiten ändern sich. Eine mächtige Industrie hat es erreicht, dass heutzutage nur diejenigen „gut riechen“, die das Riesenangebot von Cremes, Pülverchen und Wässerchen verschwenderisch gebrauchen, vom „body bis zum home“.

Ganz neu ist es allerdings nicht, statt Wasser und Seife sich der Düfte von Blumen und Kräutern in raffinierten Essenzen zu bedienen, so schon in den antiken Kulturen des Orients.

Auch heute wieder wird nicht nur der Chemie vertraut – alte Rezepte der „Kräuterhexen“ werden ausgegraben, im Kleinstlabor des heimischen Küchentischs in Säckchen oder Flaschen abgefüllt und an ein auf Natur setzendes Klientel verkauft.

Wie könnte ein Weltladen diesen Trend ignorieren, zumal, wenn der Anbieter mit Fairness und Nachhaltigkeit punktet?

Wer die Namen LYFESUTRA oder AROMASUTRA liest, weiß sofort: Aha, Indien! Unser neuer Lieferant Shivaraj Katti hat unsere Fragen zu Herkunft, Herstellung, Beachtung von Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen ausführlich beantwortet. Katti wörtlich: „Die zwei Hauptproduzenten, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Mereville und Maroma aus dem südindischen Global- Village Auroville. Sie sind von der WFTO (World Fairtrade Organization) als Guaranteed Member zertifiziert und arbeiten seit Jahrzehnten in der Fairtrade-Industrie. Sie sind den Fairtrade-Prinzipien verpflichtet.“

Die Produkte unter der Bezeichnung „Potpourri“ (Blüten-, Früchte- und Kräutermischungen mit dem zugehörigen Öl) werden nicht am Körper angewendet, sondern verströmen ihre Düfte in der Raumluft. Die feinen Aromen der getrockneten Pflanzen sind, wie Katti  es ausdrückt, "eine„perfekte Kombination aus Feuer, Farbe und Aroma“ – wobei „Feuer“ nicht wörtlich zu nehmen ist – es brennt nichts (wenn’s aber dampfen soll: Räucherstäbchen haben wir auch von LYFESTURA).

Sommerzeit adé – bald beginnen die gemütlich dämmrigen Abende, am besten mit den Düften aus Südindien (s.o). H.E./ 30.10.18


„Kurznachrichten“ oder „KURZNACHRICHTEN“

Hilfe für Kinder in Not

ist das Programm des Hilfswerks terres des hommes (tds). Unter dem Motto „Du bewegst mehr, als du gibst“ ist tds in vielen Ländern der Welt in Langzeitprojekten aktiv, hilft aber auch im Katastrophenfall wie jetzt in Indonesien nach dem Tsunami.

Eine kostenlose Broschüre „Tipps für den fairen Einkauf“ bietet die Organisation unter www.tdh.de an.

Kommt, alles ist bereit So lädt das Weltgebetstags-Komitee schon heute nach Slowenien ein. 2019 liegt der Fokus auf Projekten zu politischer und sozialer Teilhabe. Üben Sie jetzt schon „Dober dan!“ (Guten Tag) und „Dober vecer!“ (Guten Abend).

Verkehrte Welt
Wer in Deutschland nach dem Urlaub sonnengebräunt daherkommt, strotzt nach landläufiger Meinung vor Gesundheit. In Indien zum Beispiel, wo alle braun sind, erregt man mit heller Haut Bewunderung. Dem Thema „Schönheit“ in fremden Ländern widmet die Zeitschrift Welt-Sichten ein ganzes Heft. Bei uns im Laden auf dem runden Tisch.

Faire Handelsverträge
mit Ostafrika fordert eine Petition der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in der Diözese Rottenburg. Die EU-Kommissarin Cecilia Malmström wird darin gebeten, das Wirtschaftspartnerabkommen mit der Ostafrikanischen Gemeinschaft gemäß deren Wunsch zu stoppen und einen Dialog für faire Handelsbeziehungen zu öffnen (www.kab-drs.de).

Kunst kommt von Können
hört man allenthalben immer noch. Aber nicht jede/r kann zeichnen wie Dürer oder Rembrandt.
Der kenianische Künstler Michael Soi lässt die anatomische Genauigkeit, Perspektive und den traditionellen Schmelz der Farbenlehre außer Acht, wenn er seine visuelle Geschichte über Abhängigkeit und Ausbeutung auf die Leinwand bringt. Der Titel seiner Serie „China loves Africa“ ist dabei gewiss nicht ernst gemeint …

Hilfe? Hilfe!
Norbert Copray bespricht das neue, bei S. Fischer erschienene, Buch ausführlich in Publik-Forum und schließt „die Wege aus der globalen Krise“ mit dem afrikanischen Sprichwort „Was du für mich, aber ohne mich, tust, das tust du gegen mich“.
Ohne die Sicht der Hilfsbedürftigen einzunehmen, ist Hilfe zweifelhaft, meint Publik-Forum. Anspruchsvoll und des Nachdenkens wert.
18.10.18 HE

Die Faire Woche

(eigentlich sind es zwei Wochen) ging am 28. 09. zu Ende (ob erfolgreich, wird sich zeigen), seit vielen Jahren die Gelegenheit für Fairtrade-Gemeinden, Weltläden, Eine-Welt-Gruppen, Vereine, Schulen, Firmen und Gastronomie, das Thema, oder besser die Themen phantasievoll zu präsentieren.

Der überregionalen Tageszeitung (taz) war die Faire Woche immerhin acht (!) Seiten wert. Thematisiert wurden:

  • die Produzenten des Fairen Handels und der Klimawandel
  • das „Superfood“ Quinoa mit seinen Wirkungen und Nebenwirkungen
  • die Wiege des Kakao: Peru
  • der Faire Handel und die Emission
  • der Anteil des fair produzierten Kaffees
  • die negativen Ausführungen des globalen Tourismus
  • die Hamburger Initiative Quijote Kaffee Kollektiv, der Weg neben dem traditionellen Fairen Handel
  • El Puente, einer der ältesten Weltläden Deutschlands (1974)
  • Turbo für den Fairen Handel – eine neue Idee aus Frankfurt
  • Nordrhein-Westfalen verbietet per Gesetz die Aufstellung von Grabsteine, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit produziert wurden
  • Naturkosmetik und der Faire HandelInterview mit dem Peruaner Raul Calle Pinto (48), Geschäftsführer des Genossenschaftsverbandes Norandino.

Die 8 taz-Seiten liegen auf dem runden Tisch unseres Weltladens für Sie bereit.
Vermissen Sie Themen? Blumen? Kleidung? Tee? Reis? Orangensaft? Bananen? Fußbälle usw.?
Das heiße Thema Bananen (Fairhandelsanteil in Deutschland 10%) war auch dieses Jahr Schwerpunkt der Fairen Woche (lesen Sie dazu die Fleiner Nachrichten vom 26. September, Seite 7).
Über die anderen Problemprodukte berichten wir immer wieder.
26.09.18/ H.E.

Urlaub ist das schönste Laub…

 "Ach, Urlaub, dem, der dich erfand, sind wir auf ewig dankbar. Nur ist die Zeit zu knapp gespannt, selbst wenn sie noch so lang war“ textete Jupp Mühlbauer, Leo Mandt erfand die schwungvolle Melodie dazu und beide meinen, man sei nach dem Urlaub ein gänzlich Neuer, verbrannt von Sonne, Saus und Braus und lauter Fernwehfeuer.Nun, Fernweh lässt sich auch im Weltladen lindern: Ob Kaffee aus Kolumbien und anderen Kaffeeländern, Kakao aus Bolivien oder Sao Tomé, Tee aus Darjeeling oder Ceylon oder „nur“ aus Österreich oder Nudeln „nur“ aus dem Schwarzwald, Gefilztes aus Nepal, Kunstgewerbe aus mehreren der 51 afrikanischen Länder – der Platz reicht nicht, um alles aufzuzählen.Versäumen sollten Sie nicht, die attraktiven Figürchen aus „verlorenem Guss“ aus Burkina Faso und – neu! – die Original-Ölbilder aus Tanzania mit ihren skurrilen Motiven (oder Fabelwesen, wenn Sie so wollen) in die Hand zu nehmen oder nur anzusehen. Die schwarzen Konturen sind nicht gemalt (das wäre zu einfach), sondern mit einer in Pech getränkten Schnur, also plastisch, aufgesetzt. Nicht jedermanns/jederfraus Geschmack, aber immerhin originell und original. Leider sind die Gemälde nicht gerahmt, aber mit etwas Geschick selbst zu rahmen. (Baumärkte führen oft auch Bilderleisten und halten die Gehrungssäge parat.)Die Weltläden: Immer bunt, immer überraschend und immer – fair gehandelt. 20.09.18/H.E.

Braune oder blaue Bohnen?

Das kleine Kaffeeland Nicaragua, nur ein Drittel so groß wie Deutschland, gelegen zwischen Honduras im Norden und Costa Rica im Süden und eingerahmt vom Pacific im Westen und der Karibik im Osten, war noch nie ein ruhiger Flecken, zumindest nicht nach 1524, als die Spanier es eroberten. Seit 1839 selbständig, von 1912 bis 1932 von den USA besetzt und von 1937 bis 1979 von der Familie Somoza diktatorisch geführt, herrscht in dem Tropenland bis heute kein friedliches Klima – obwohl die sandinistische Revolution (19. 07. 1979) so hoffnungsvoll begann.Zwischen 1984 – Daniel Ortega wird Präsident – und 2006 – Ortega wird wiedergewählt – herrscht Bürgerkrieg.Und heute? Die Zeitungs- und Fernsehberichte der letzten Monate sind nicht ermutigend.Die Christliche Initiative Romero (CIR), eine deutsche Nichtregierungsorganisation, die sich hauptsächlich mit Mittelamerika befasst, berichtet in Abständen auch immer wieder über Nicaragua. 2003 konnte die damalige Nicaragua-Korrespondentin Anne Nibbenhagen in ihrem Reisebericht die „große Politik“ unerwähnt lassen und in Gemütsruhe ein nicaraguanisches Frühstück beschreiben: gallo pinto (Reis mit Bohnen), eine Tortilla und stark gesüßten Kaffee (wussten das die Solidaritätstrinker/innen damals nicht …?) – nicht aber ohne gleichzeitig die Zustände in den sog. Maquilas zu beklagen (Maquilas sind Bekleidungsfabriken, die halbfertige Waren für den Export herstellen. Sie liegen in sog. Freien Produktionszonen und genießen aufgrund eines Freihandelsabkommens großzügige Steuerbefreiungen und geringe Umweltauflagen.) „Die Arbeitsbedingungen und Löhne sind miserabel. Aber die nicaraguanische Wirtschaft hat keine anderen Arbeitsplätze zu bieten“, schrieb die CIR damals.Ein Jahr später widmet die Organisation ein ganzes Heft dem Thema „Nicaragua feiert 25 Jahre sandinistische Revolution“. Elf Jahre später freut man sich darüber, dass die Zahl der unterernährten Menschen von 55 Prozent auf 17 Prozent gefallen ist, aber nur ein weiteres Jahr darauf – 2016 – kann festgestellt werden, dass der Mindestlohn für die in den Maquilas Beschäftigten angehoben und der Sozialstaat sukzessive ausgebaut wurde, dennoch unglaubliche Vorgänge das Bild erschüttern: Auf Forderung des größten koreanischen Textilunternehmens (20 Fabriken in Asien und Lateinamerika) rückte die Bereitschaftspolizei in eine Fabrik in Tipitapa ein und unterdrückte brutal und gewaltsam den Protest der Arbeiter/innen vor den Fabrikgebäuden – sie forderten nur bessere Arbeitsbedingungen, sauberes Trinkwasser, realistische Akkordsätze und die Wiedereinstellung von zwei Entlassenen. Viele Arbeiter/innen wurden verletzt, andere festgenommen und fünf Tage in U-Haft gehalten.Daniel Ortega wurde 2016 wiedergewählt, sitzt fest im Sattel und – erlaubt doch keinen Protest. Wir zitieren die CIR: „Im April dieses Jahres (2018) erlebte Nicaragua nach heftigen Straßenprotesten von Studierenden eine staatliche Repression von unglaublicher Brutalität. Zig Tote und unzählige Verletzte sind die Bilanz – und ein Land, das nicht mehr dasselbe ist wie vorher.“Lassen wir zum Schluss eine „Ikone“ des neuen Nicaragua zu Wort kommen, den inzwischen 93-jährigen Befreiungstheologen Ernesto Cardenal, der seine Botschaft an die deutschen Freunde so formuliert: „Die Welt muss wissen, was in Nicaragua passiert. Das Volk in Nicaragua fordert Freiheit und Demokratie. Es hat in seinem Kampf Unterstützung verdient. Die Opfer von Ortega und Murillo (die Frau Ortegas, d.U.) verdienen Gerechtigkeit.“

H.E.

K(l)eine Kapitalisten

Monopoly ist der Klassiker und wird dann und wann in der Sonntagsumfrage bei den Neun- bis Elfjährigen als liebstes Spiel genannt.
Dem setzt die Christliche Initiative Romero (CIR) das neue Brett- und Kartenspiel „Trade Jack“ entgegen. Bei dem Spiel geht es weniger um Profit als um faire Handelsbeziehungen (zwei bis sechs Teilnehmer ab 10 Jahren). Zu bestellen bei Eva Heineke, heineke@ci-romero.de oder Tel. 0251-67441317.
Kardinäle sind sie nicht,
die Brüder Fernando und Ernesto – sie heißen nur so. Was ist los in Nicaragua? fragt man sich seit einigen Monaten angesichts der Nachrichten im Fernsehen und in der Presse. Fast auf den Tag genau vor 39 Jahren (19. 07. 1979)jagte eine sandinistische Revolution unter Daniel Ortega die Somoza-Diktatur aus dem Amt. Dietmar Schönherr und andere Prominente zogen mit Ernesto Cardinal durchs Land und warben für das neue Nicaragua. Man trank sogar – mit zusammengebissenen Zähnen – den im Land gebrauten Kaffee – aus Solidarität. Heute trinkt man ihn wegen seines Charakters mit Genuss, während die Ereignisse Solidarität eigentlich verhindern.
Wir werden gelegentlich näher darauf eingehen.
Es gibt ihn noch,
den „Freundeskreis Ghosaldanga und Bishnubati e.V.“, für den die Kinderärztin Dr. Monika Golembiewski vor zwanzig Jahren nach Indien ging – auf eine Anfrage von Dr. Martin Kämpchen, der seit mehr als 40 Jahren bei den Santals, den Ureinwohnern lebt. Zusammen mit Santals sucht der Verein „einen Weg zwischen Tradition und Moderne: Bildung, Wissen und Technik sollen einziehen, ohne dass die Kultur zerstört wird“. (www.dorfentwicklung-indien.de).
Für den Bau und den Betrieb des Kinderkrankenhauses „St. Mary“ in Bolpur gründete Frau Dr. Golembiewski den Verein „shing eyes e.V.“, der auch immer wieder in den Fleiner Nachrichten über seine Arbeit berichtet.
H.E.